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Freitag, 26. April 2024
Multimedia-Kommentar E&W 5/2022

Gewichtige Fragen

Wolfgang Schalko | 08.05.2022 | Bilder | |  Meinung
In rund eineinhalb Jahren steht die nächste World Radiocommunication Conference 2023 (WRC-23) – zu Deutsch: Weltfunkkonferenz – auf dem Programm. Dieses Event sollte man im Hinterkopf behalten, geht es dort immerhin um die zukünftige Nutzung des UHF-Spektrums im Sub-700MHz-Bereich und damit um die Zukunft des terrestrischen Rundfunks.

Wer beim Begriff Frequenzspektrum an die Digitale Dividende denkt, liegt goldrichtig. Schon zwei Mal wurden in der jüngeren Vergangenheit Frequenzbänder im großen Stil vom Rundfunk zum Mobilfunk umgeschichtet – was uns mobile Breitbandanwendungen und Technologien wie 5G beschert hat. Kein schlechter Tausch, mögen manche meinen, und sich deshalb wünschen, dass es ruhig in dieser Tonart weitergehen könnte – wer weiß, welche Innovationen da draußen noch lauern … Eines ist dieses Mal jedoch grundlegend anders: Das UHF-Band, um das es 2023 geht, ist bereits die letzte Ausweichmöglichkeit des terrestrischen Rundfunks – und bildet nicht nur für diesen die Existenzgrundlage, sondern auch für viele Kunst- und Kulturschaffende sowie Veranstalter, die z.B. diverse Funkanwendungen der Bühnentechnik seit Jahrzehnten darüber laufen lassen. Man hat sich unter der Federführung der ORS also zu einer breiten Allianz zusammengefunden, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Ähnliche Initiativen haben sich übrigens quer durch Europa formiert bzw. sind gerade im Entstehen.

Für die Elektrobranche heißt es mitzittern (und wo möglich mitkämpfen), wie die Entscheidung 2023 ausfällt, denn es sind vielleicht nicht für alle, aber doch für viele Unternehmen wichtige Geschäftsfelder, um die es hier geht. Abgesehen von jenen, die im Veranstaltungsbereich aktiv und damit direkt betroffen sind, würde ein Ende der exklusiven Nutzung des UHF-Bandes durch die Rundfunk- und Kulturveranstalter zahlreiche Händler indirekt treffen. Denn ohne terrestrischen Rundfunk kein Antennenfernsehen und keine technologischen Weiterentwicklungen wie 5G Broadcast, das den Brückenschlag zwischen Rund- und Mobilfunk auf eine völlig neue Art und Weise schafft und sich daher anschickt, der Übertragungsstandard der nächsten Jahre zu werden. Derartige Innovationen werden im Keim erstickt, wenn den involvierten Unternehmen keine Perspektive geboten wird – und somit fällt auch der Handel um die damit einhergehenden Geschäftsmöglichkeiten um.

Weiter gedacht sollte es nicht nur das Interesse der Rundfunk- und Kulturveranstalter sowie nahestehender Branchen wie dem Elektrohandel sein, dieses Frequenzspektrum abzusichern, sondern ein gesamtgesellschaftliches – sind doch Kulturbetrieb, Medienvielfalt und einiges mehr daran geknüpft. Natürlich werden die österreichischen Vertreter bei der WRC-23 die Frequenz-Entscheidung nicht alleine treffen, aber sie haben zumindest ein Wörtchen mitzureden. Man sollte daher vielleicht noch etwas im Hinterkopf behalten: Was einmal weg ist, bekommt man zumeist nicht so schnell – mitunter gar nicht – wieder.

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