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Mittwoch, 1. Mai 2024
1,5°C Klimaziel

Erfolgreiche Energiewende erfordert 35 Billionen USD bis 2030

Photovoltaik Energiezukunft | Wolfgang Schalko | 29.03.2023 | Downloads | |  Wissen
Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) warnt in ihrer Vorschau des World Energy Transitions Outlook vor einem dramatischen Fortschrittsstillstand und fordert einen strategischen Wandel bei der Energiewende zugunsten des 1,5°C-Klimaziels.

Die globale Energiewende sei vom Kurs abgekommen, verschärft durch die Auswirkungen der weltweiten Krisen – das befand Francesco La Camera, Generaldirektor der IRENA. In der beim Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) präsentierten Vorschau des World Energy Transitions Outlook 2023 wird daher eine grundlegende Kurskorrektur bei der Energiewende gefordert.

Eine erfolgreiche Energiewende erfordert konsequente, tiefgreifende Maßnahmen, die die Dringlichkeit der aktuellen Situation widerspiegeln. Investitionen und umfassende politische Maßnahmen auf globaler Ebene und in allen Sektoren müssen den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern und strukturelle Veränderungen für die weitgehend auf erneuerbaren Energien basierende Energiewende herbeiführen. Dahingehend zeige IRENAs Vorschau, dass Umfang und Ausmaß der aktuellen Bemühungen den Fahrplan zum 1,5°C Ziel kläglich verfehlen. Fortschritte wurden vor allem im Stromsektor erzielt, wo erneuerbare Energien 40% der weltweit installierten Leistung ausmachen und 2022 zum Rekordwert von 83% des weltweiten Stromzuwachses beitrugen.

Um 1,5°C zu halten, müsste sich jedoch der Ausbau von aktuell 3.000 Gigawatt (GW) auf über 10.000 GW im Jahr 2030 erhöhen, was einem jährlichen Durchschnitt von 1.000 GW entspricht. Der Ausbau ist zudem auf bestimmte Regionen der Welt beschränkt. 2022 entfielen zwei Drittel des gesamten Zuwachses auf China, die Europäische Union und die USA, während die Entwicklungsländer noch weiter zurückblieben.

Dazu La Camera: „Es steht soviel wie noch nie auf dem Spiel. Das globale Energiesystem muss in knapp 30 Jahren radikal und systemisch umgestaltet werden und wir brauchen daher neue Wege, um die Energiewende zu beschleunigen. Maßnahmen zur Eindämmung fossiler Brennstoffe sowie sektorale Maßnahmen sind nach wie vor notwendig, reichen aber nicht aus, um den Übergang zu einem von erneuerbaren Energien dominierten Energiesystem zu meistern. Der Schwerpunkt muss vom Angebot auf die Nachfrage verlagert werden – wir müssen die strukturellen Hindernisse überwinden, die dem Fortschritt im Weg stehen. In IRENAs Vorschau werden drei vorrangige Säulen der Energiewende skizziert: physische Infrastruktur, politische und regulatorische Voraussetzungen sowie qualifizierte Arbeitskräfte. Alle erfordern beträchtliche Investitionen und neue Wege der Zusammenarbeit, damit sich alle Akteure optimal an der Energiewende beteiligen können.“

Die Vorschau warnt, dass mangelnde Fortschritte den Investitionsbedarf weiter erhöhen. Sie fordert eine systematische Änderung des Umfangs und der Art der Investitionen, um die Energiewende zu priorisieren.

Obwohl die Investitionen in die Energiewende im Jahr 2022 einen neuen Rekordwert von 1,3 Billionen USD erreicht haben, müssen sich die jährlichen Investitionen mehr als vervierfachen und 5 Billionen USD übersteigen, um 1,5°C einhalten zu können. Bis 2030 müssen also die kumulierten Investitionen auf 44 Billionen USD steigen; 80%, d. h. 35 Billionen USD, gehen dabei in die Energiewende, wobei Effizienz, Elektrifizierung, Netzausbau und Flexibilität im Vordergrund stehen.

Neue Investitionsentscheidungen sollten sorgfältig geprüft werden, um die Wende voranzutreiben und gleichzeitig das Risiko verlorener Investitionen zu verringern. Etwa 41% der bis 2050 geplanten Investitionen sind nach wie vor auf fossile Brennstoffe ausgerichtet. Rund 1 Billion USD der bis 2030 geplanten jährlichen Investitionen in fossile Brennstoffe müssen in Übergangstechnologien und Infrastrukturen umgelenkt werden, damit das 1,5°C-Ziel greifbar bleibt.

Darüber hinaus sind Interventionen des öffentlichen Sektors erforderlich, um einen gerechteren Investitionsfluss in alle Länder sicherzustellen. Im Jahr 2022 kamen 85% der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien weniger als 50% der Weltbevölkerung zugute. Im Jahr 2022 entfiel auf Afrika lediglich 1% des Kapazitätsausbaus. Der von der IRENA veröffentlichte Bericht Global landscape of renewable energy finance 2023 bestätigt, dass die Regionen, in denen rund 120 Entwicklungs- und Schwellenländer liegen, nach wie vor vergleichsweise wenig Investitionen erhalten.

„Wir müssen die Art und Weise der internationalen Zusammenarbeit ändern. Die Energiewende erfordert eine stärkere internationale Zusammenarbeit und wir müssen uns gemeinsam um mehr Mittel für Entwicklungsländer bemühen. Diese müssen gezielt in den Zugang zu Energie und die Anpassung an den Klimawandel gehen. Multilaterale Finanzinstitutionen sollten mehr Mittel zu besseren Bedingungen für Projekte zugunsten der Energiewende bereitstellen und die erforderliche physische Infrastruktur für ein neues Energiesystem aufbauen“, unterstreicht La Camera.

IRENA’s World Energy Transitions Outlook (WETO) skizziert einen Fahrplan für die Energiewende im Einklang mit dem Pariser Abkommen, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu begrenzen. Die Ausgabe 2023 wird einen Beitrag zur ersten globalen Bestandsaufnahme im Rahmen der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten leisten und schlägt effektive Methoden zur Beschleunigung des Fortschritts in den nächsten fünf Jahren für die Klimaschutzziele 2030 vor.

Der vollständige WETO-Bericht 2023 wird in den kommenden Monaten veröffentlicht. Die Vorschau des World Energy Transitions Outlook 2023 finden Sie beigefügt zu dieser Meldung schon jetzt als PDF zum Download.

Downloads
Vorschau World Energy Transitions Outlook 2023
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