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Sonntag, 6. Oktober 2024
Erneuerbare Energien-Kommentar E&W 04/2023

Die Branche hebt ab

Wolfgang Schalko | 09.04.2023 | |  
Egal, ob man dieser Tage eine Messe, eine Infoveranstaltung, eine Jubiläumsfeier oder einen Vortrag besucht – geht es thematisch in irgend einer Form um Erneuerbare Energie, insbesondere Photovoltaik, herrscht regelrecht euphorische Stimmung. Zurecht, denn nach einer jahrelangen Durststrecke – die ich seit meinen Anfängen bei der E&W imJahr 2007 stets aus nächster Nähe miterleben durfte bzw. musste – wird das Durchhaltevermögen der Branche nun endlich belohnt.

Und das ist gut so, denn allzu rosarot sollte unser Blick auf die globalen Entwicklungen – Stichwort Klimakrise –ohnehin nicht ausfallen. Das Kunststück, den thematischen Bogen über beides – die Begeisterung und die drohende Katastrophe – zu spannen, gelang beim diesjährigen PV-Kongress (Einen ausführlichen Nachbericht gibt‘s in der demnächst erscheinenden E&W Printausgabe). Und auch wir versuchen mit dem Erneuerbaren-Schwerpunkt in der kommenden E&W-Aprilausgabe die (vielen und deutlich überwiegenden) Licht- sowie die (zwar wenigen, aber unverständlicherweise immer noch vorhandenen) Schattenseiten zu beleuchten.

Dass die PV-Branche derzeit eine Welle reitet, ist wohl unbestritten. Viele – und immer mehr – richten ihren Fokus auf diesen Wachstumsmarkt, manche scheinen gar das Geschäft ihres Lebens zu machen. Wie grandios der Höhenflug auch sein mag: Die Bodenhaftung sollte man als langfristig denkender Unternehmer selbst und gerade in dieser Zeit nicht verlieren. Sonst sitzt man mit jenen Trittbtrettfahrern, Glücksrittern und Schönwetterkapitänen in einem Boot, deren Marktpräsenz zwar momentan ärgerlich sein mag, aber die mindestens genauso schnell verschwinden werden, wie sie gekommen sind. Und dass das Business auch wieder härter werden wird, liegt in der Natur der Sache – nicht nur, weil die Nachfrage irgendwann einmal weitestgehend gesättigt sein wird, sondern auch, weil die Geschäftsmodelle von heute ein Aus- bzw. Ablaufdatum haben. Diese Modelle basieren in der Regel darauf, Hardware-Komponenten zu installieren und aus den Aufschlägen auf Produktverkauf und Arbeitsleistung Gewinne zu lukrieren. Sie sind nicht zuletzt deshalb (noch) erfolgreich, weil der PV-Markt sehr fragmentiert und wenig standardisiert ist. Findet die Kommerzialisierung in einem größeren Maßstab und auf mehreren Ebenen statt (und das wird aufgrund des weltweit massiven Ausbaus der Photovoltaik vielleicht schneller der Fall sein, als wir heute denken), sind diese Modelle vermutlich sehr schnell obsolet. Ich möchte niemandem in der PV-Branche die Stimmung vermiesen, aber sich gedanklich rechtzeitig auf Veränderungen einzustellen, kann definitiv nicht schaden.

Bis sich die Welle tatsächlich etwas abflacht, werden wir die PV-Branche weiter auf ihrer Mission begleiten, uns allen – sprich der Menschheit – den Allerwertesten zu retten. Denn dieser Aspekt schwingt zwar im Daily Business zumeist auch irgendwie mit, darf von allen Beteiligten aber ruhig wesentlich deutlicher hervorgehoben werden. Alleine das Glück und die hochgradig motivierende Verantwortung, jene Technologie in der Hand zu haben, die der „Game Changer” ist, sollte die PV-Branche jedenfalls ausreichend beflügeln. Fliegen Sie ruhig weiter – aber landen Sie sanft!

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