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Freitag, 26. April 2024
Telekom-Kommentar E&W 6/2023

Houston, We Have a Problem

Dominik Schebach | 04.06.2023 | |  
Seit April 2022 besteht der bundesweite Reparaturbonus. In den ersten zwölf Monaten wurde dieser rund 525.000 Mal in Anspruch genommen. Offensichtlich sind die Österreicher durchaus bereit, ihren elektronischen Geräten eine zweite Chance zu geben.

Jeder Reparaturbon deckt 50 Prozent der Reparaturkosten und ist bis zu 200 Euro wert. Pro Elektrogerät kann ein Bon beantragt werden, der für eine Reparatur und / oder einen Kostenvoranschlag genutzt werden kann. Sobald dieser Bon eingelöst wurde, kann man einen neuen Bon beantragen und für die Reparatur eines weiteren Elektro- oder Elektronikgerätes nutzen. Am häufigsten wurden mit dem Reparaturbonus übrigens Smartphones repariert. Sie machten rund 225.000 Reparaturfälle aus. D.h., so sicher ist man sich hier nicht mehr. Das Bundesministerium für Klimaschutz berichtet von einigen Verdachtsfällen bei dieser populären Maßnahme, die fast nur Betriebe im Telekom-Bereich betreffen sollen. Da kann man nur sagen: „Houston, we have a problem.“

Für das Image der Branche ist dies verheerend. Gleichzeitig wird damit eine äußerst nützliche Maßnahme in Verruf gebracht. Denn der Reparaturbonus hilft nicht nur der Umwelt. In einer Zeit der steigenden Preise, wenn Kunden jeden Euro drei Mal umdrehen, ist der Reparaturbonus ein Instrument, die Konsumenten weiterhin in den Fachhandel zu bringen. Und Frequenz ist bekanntlich alles. Wenn man dem Endkunden bei seinem Besuch schon kein neues Smartphone verkaufen kann, so kann man ihm – so er einmal im Geschäft ist – zumindest ein Tarif-Update schmackhaft machen, Zubehör bzw. eine Handyversicherung anbieten, eine Schutzfolie fürs Display präsentieren oder wegen des Internetzugangs zu Hause beim Kunden nachfragen. Und der Handel kann seinen Kunden im direkten Kontakt Lösungen und Produkte abseits des Mainstreams anbieten, welche spezielle Kommunikationsanforderungen der Kunden abdecken. Mit anderen Worten, man hat als Händler eine Chance auf ein Geschäft. Die Alternative in diesen wirtschaftlich angespannten Zeiten ist, dass der Endkunde bei einem Schaden seines Smartphones gleich ein Billighandy aus dem Internet bezieht. Und das kann ganz schnell zur Gewohnheit werden. Was auf lange Sicht natürlich nichts Gutes für den Fachhandel verheißt.

Wenn jetzt das Ministerium für Klimaschutz beim Reparaturbonus die Schrauben anzieht, dann kann das für den Telekom-Fachhandel unangenehm werden. Zumindest kann man davon ausgehen, dass die Kontrollen und Stichproben rund um den Reparaturbonus häufiger und intensiver werden. Das bedeutet, dass der bürokratische Aufwand steigt. In Zeiten des Personalmangels eine doppelte Belastung der Betriebe, weil damit wertvolle Kapazitäten gebunden werden. Im schlimmsten Fall wird der Kreis der teilnahmeberechtigten Betriebe eingeschränkt. Das wäre nicht nur für die wenigen schwarzen Schafe ein Problem. Es wäre auch für die anderen Fachhändler ein Problem, wenn die Kunden sich nicht mehr darauf verlassen können, dass im Fachhandel auch repariert wird. Wohin sollen sie dann ihre defekten Smartphones bringen. Man kann deswegen nur hoffen, dass sich das Ministerium mit einem Schuss vor den Bug begnügt.

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