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Freitag, 10. Mai 2024
Konjunkturreport Einzelhandel

WIFO & Handelsverband: Der Einzelhandel stagniert

Hintergrund | Dominik Schebach | 31.07.2023 | |  
„Unsere Branche agiert damit auch weiterhin inflationsdämpfend im Sinne der Konsumenten und rauft damit ums wirtschaftliche Durchkommen „Unsere Branche agiert damit auch weiterhin inflationsdämpfend im Sinne der Konsumenten und rauft damit ums wirtschaftliche Durchkommen", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Der österreichische Einzelhandel tritt bereits neun Monate in Folge auf der Stelle. Wie der heute, Montag, vorgestellte „Konjunkturreport Einzelhandel“ des WIFO zeigt, spiegelt sich damit die Abkühlung der internationalen und der heimischen Konjunktur auch im Einzelhandel wider. Laut der im Auftrag des Handelsverbands erstellten Studie, belasten die weiterhin hohen Preissteigerungen insbesondere bei den Wohnkosten den privaten Konsum.

Der Report für das erste Halbjahr 2023 zeigt kein rosiges Bild für den Handel: Der reale private Konsum ist bereits seit Jahresbeginn rückläufig. Die Nachfrage blieb laut WIFO in allen Monaten des ersten Halbjahres unter dem Vorjahresniveau und verschlechterte sich zu Beginn des zweiten Halbjahres (erste Julihälfte) nochmals. Gleiches gilt für die Umsatzentwicklung im Handel. Nominell konnte der Einzelhandel seine Umsätze zwar durchweg steigern, real (inflationsbereinigt) hat die Branche aber seit dem September des Vorjahres in keinem einzigen Monat mehr ein Wachstum erzielt.

Besonders stark gespart wird dabei im Elektro- und im Möbelhandel. Aber auch der Versand- und Internethandel verliert – wie bereits im Vorjahr – weiter an Umsatz. Diese Branchen mussten in den ersten vier Monaten des Jahres sowohl nominelle als auch reale Umsatzrückgänge hinnehmen (Für Mai und Juni liegen noch keine nach Branchen aufgeschlüsselten Daten vor.). Dementsprechend entwickelt sich die Stimmung im Einzelhandel: Die hat sich zuletzt wieder verschlechtert. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen lag bei den Betrieben wieder deutlicher im pessimistischen Bereich (Juni: –10,8 Punkte).

„Die aktuellen Umsatzzahlen aus unserem Konjunkturreport zeigen ganz klar, dass sich die Händler nicht an der Teuerung bereichern. Im Gegenteil, die inflationsbereinigten Umsätze im Einzelhandel sind nun bereits den neunten Monat in Folge zurückgegangen – und das bei anhaltend hohen Kosten. Unsere Branche agiert damit auch weiterhin inflationsdämpfend im Sinne der Konsumenten und rauft damit ums wirtschaftliche Durchkommen“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Studienautor Jürgen Bierbaum, Senior Economist des WIFO, sieht dennoch Grund für einen vorsichtigen Optimismus: „Der Tiefpunkt im Konsumentenvertrauen wurde schon im September 2022 erreicht, seither steigt die Konsumstimmung wieder schrittweise. Vor allem die Erwartung an die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden 12 Monaten hat sich deutlich verbessert“.

Inflationstreiber

Nachdem die Inflationsrate zu Jahresbeginn noch bei über 11% lag, ist der Höhepunkt der Teuerung aus heutiger Sicht klar überschritten. Für Juni weist die Statistik Austria eine Preissteigerung von 8% aus. Auch Lebensmittel haben sich zuletzt weniger stark verteuert als in den Monaten davor. Die Haupttreiber der Inflation bleiben die Bereiche Wohnen (inkl. Wasser und Energie) mit +14,1% sowie Restaurants und Hotels mit +12,9%. Damit liegt der Preisanstieg aber weiterhin auf hohem Niveau und mit rund 2½ Prozentpunkten deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raums.

Durch kräftig steigende Reallöhne sollte sich das reale Wachstum der privaten Konsumausgaben im kommenden Jahr allerdings auf +1,8% verdoppeln. Vor allem im Bereich der dauerhaften Konsumgüter dürfte das Wachstum mit +2,0% wieder kräftiger ausfallen.

„2023 ist für den Handel bisher wie prognostiziert und damit leider nicht so positiv verlaufen wie erhofft. Die Konsumnachfrage der privaten Haushalte ist nach wie vor gedämpft, die nächsten Monate lassen noch keine Besserung erwarten“, meint Will und appelliert deswegen an die Bundesregierung: „Umso wichtiger wäre es, dass nun die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft praxisnahe verbessert werden, um einer Rezession entgegenzuwirken. Der Reformstau, die Abgabenbelastung und der Bürokratiedschungel gefährden die Wettbewerbsfähigkeit und mittlerweile auch die Überlebensfähigkeit unserer Branche, es besteht eiliger Handlungsbedarf.“

Den vollständigen Konjunkturreport Einzelhandel finden Sie hier.

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