Ein Pickerl fürs Smartphone


Wie GfK festgestellt hat, kaufen die Endkunden zwar teurere Geräte, sie nutzen diese aber auch länger und lassen diese im Fall des Falles eher reparieren. Konsequenter Ausdruck dieser Strömung ist das jüngst vorgestellte Fairphone 5, welches dank seiner austauschbaren Komponenten und dem langfristigen Update-Versprechen für das Betriebssystem einen sicheren Betrieb bis 2031 und darüber hinaus ermöglichen soll. Man kann jetzt einwenden, dass das Fairphone maximal eine kleine Minderheit an grünbewegten Kunden anspricht. Mag sein. Aber die durchschnittliche Nutzungsdauer bei Smartphones beträgt heute schon 36 Monate und bei der Qualität der heutigen Endgeräte hat der Kunde kaum eine Motivation, früher ins Geschäft zurückzukommen. Das bedeutet für den Handel einen Rückgang von 50 % beim Absatz von Smartphones und den damit verbundenen Vertragsverlängerungen. Da ist der Trend zu refurbished Geräten gar nicht einberechnet.
Im Gespräch mit E&W erklärte Alexander Dehmel, Head of Market Intelligence GfK (siehe S. 32), dass sich angesichts veränderter Kundenbedürfnisse auch der Fachhandel neu aufstellen müsse. Andererseits ist der Telekom-Fachhandel in einer privilegierten Position. Kaum ein elektronisches Gerät ist so weit verbreitet und wird so universal genutzt, wie das Mobiltelefon. Kommunikation gehört zu den unmittelbaren Grundbedürfnissen. Und wir benutzen unsere Smartphones nicht nur für Kommunikation, sondern auch für unsere Unterhaltung, zur Navigation, zum Fotografieren, der Steuerung unserer Haushaltsgeräte, verwalten unser Konto und bezahlen unsere Rechnungen. Das Smartphone ist die Universalschnittstelle des modernen Lebens geworden. Da kann kaum jemand auf sein Handy verzichten.
Und weil niemand darauf verzichten kann, wird man immer Spezialisten benötigen, die einen reibungslosen Betrieb des Geräts sicherstellen. Damit meine ich nicht den 16-jährigen Neffen, der am Sonntag mehr oder minder freiwillig zur innerfamiliären Smartphone-Wartung herangezogen wird. Mir schwebt eher so etwas wie ein 10.000 Kilometer-Service für Smartphones vor, zu dem man die Kunden einlädt, um mit ihnen das Gerät durchzuchecken. Warum sollte der Kunde darauf eingehen? Gegenfrage: Warum bringen wir unser Auto jährlich zum Service und lassen die Bremsen überprüfen, obwohl sie tadellos funktionieren? Eben weil unsere Smartphones jeden Aspekt des täglichen Lebens berühren, sollte man sie regelmäßig auf ihre Sicherheit überprüfen, die Software auf den letzten Stand bringen und die Apps ausmisten. Dass man bei diesem Kontakt den Kunden dann auch neues Zubehör anbieten kann, seinen Tarif optimieren oder mit ihm über seinen Breitbandzugang spricht, sollte selbstverständlich sein. Wichtig ist, dass der Handel auch in Zukunft die Kunden ins Geschäft bringt. Denn auf den Erneuerungszyklus von Smartphones kann er sich nicht mehr verlassen.
Kommentare