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Dienstag, 15. Oktober 2024
Simon-Kucher Retail-Studie zu Nachhaltigkeit im Handel

„Wer kein nachhaltiges Sortiment bietet, wird abgestraft“

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 10.10.2023 | |  Unter der Lupe
Laut einer Simon-Kucher Retail-Studie ist ein nachhaltiges Sortiment entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Demnach kauft mehr als jeder vierte deutsche Konsument weniger ein, wenn keine nachhaltigen Produkte vorhanden sind. Gleichzeitig würde fast jeder Zweite für nachhaltige Artikel mehr zahlen als für Standardartikel. Dies betrifft laut Studie vor allem Mode und Kosmetik aber auch Unterhaltungselektronik sehr stark.

Immer mehr Konsumenten kaufen eher weniger bis gar nichts, wenn keine nachhaltigen Produkte verfügbar sind. Das ist das Ergebnis einer Studie der globalen Unternehmensberatung Simon-Kucher.

Die Ergebnisse auf den Punkt:

  • 19 % kaufen weniger und 8 % gar nichts, wenn nachhaltige Produkte nicht vorrätig sind
  • Grundsätzlich würden 43 % für nachhaltige Artikel mehr zahlen als für Standardartikel
  • Größte Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit bei Mode (50 %) und Kosmetik (49 %)
  • Aber: Greenwashing-Verdacht bei Mode (45 %), Kosmetik (41 %) und Lebensmitteln (41 %) hoch
  • 39 % trauen Nachhaltigkeitslabeln nicht: Größte Zweifel bei Lebensmitteln (44 %) + Kosmetik (44 %)
  • Für 45 % ist Nachhaltigkeit entscheidend bei der Händlerwahl: Aber 46 % kennen Maßnahmen nicht

Fehlt das nachhaltige Sortiment, hat das drastische Auswirkungen auf das Kaufverhalten. Laut der Simon-Kucher Retail-Studie zu Nachhaltigkeit im Handel, kaufen 19 Prozent der Konsumenten in Deutschland weniger ein, wenn nachhaltige Produkte nicht vorrätig sind. Acht Prozent verlassen ohne nachhaltige Produkte in den Regalen den Laden sogar mit komplett leeren Händen.

Abgestraft

„Nachhaltigkeit ist ein Mega-Trend, der von Kundenpräferenzen getrieben wird. Diese Nachfrage nicht abzubilden, ist fatal für den Handel,“ erklärt Dr. Tobias Maria Günter, Partner und Head of Retail bei Simon-Kucher. Sein Fazit zur den Studienergebnissen? „Wer kein nachhaltiges Sortiment bietet, wird abgestraft!“

Fast jeder Zweite greift tiefer ins Geldbörsel

Dabei kann der Handel mit nachhaltigen Artikeln laut Simon-Kucher ein gutes Geschäft machen. Denn 43 Prozent der Verbraucher in Deutschland sind bereit, für nachhaltige Artikel mehr zu zahlen, als für vergleichbare Standardartikel. Besonders bei Mode (50 Prozent) und Kosmetika (49 Prozent) greifen Konsumenten gerne tiefer in den Geldbeutel. Aber auch bei Unterhaltungselektronik (48 Prozent), Lebensmitteln (41 Prozent) und Einrichtung (37 Prozent) würde ein signifikanter Anteil der Konsumenten freiwillig mehr bezahlen.

Kaum Vertrauen in Handel und Labels

Das Problem? Die Konsumenten haben Bedenken, ob die Produkte wirklich nachhaltig sind. 39 Prozent zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Händler. Besonders bei Mode (45 %), Kosmetik (41 %) und Lebensmitteln (41 Prozent) vermuten die Konsumenten Greenwashing. Selbst Nachhaltigkeitslabeln vertrauen 39 Prozent der Verbraucher nicht. Kritisch beäugt werden vor allem Nachhaltigkeitslabel für Lebensmittel (44 Prozent) und Kosmetik (44 Prozent).

Nachhaltigkeit entscheidend bei der Händlerwahl

Die neue EU-Richtlinie zur Verifikation von „Green Claims“ komme daher nicht nur den Konsumenten, sondern auch dem Handel gelegen, sagt Simon-Kucher. Denn: Für 45 Prozent der Verbraucher sei Nachhaltigkeit entscheidend bei der Händlerwahl. „Statt aus Angst die Kommunikation einzuschränken, müssen Unternehmen proaktiv ihre Umweltaussagen prüfen“, betont Markus Goller, Senior Director in der Simon-Kucher Retail-Practice.

Konsumenten kennen Initiativen der Händler nicht

Auch die richtige Kommunikation sei Pflicht. Aktuell kennt fast die Hälfte der Konsumenten (46 Prozent) die Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Händler nicht. Besonders im Modebereich (58 Prozent) haben Verbraucher ein Fragezeichen vor den Augen. Gleichzeitig glauben die Konsumenten aber, dass die Mode- (77 Prozent) noch vor der Lebensmittel-Branche (76 Prozent) das größte Potential für mehr Nachhaltigkeit aufweist.

Verbraucher wünschen sich attraktivere Preise, Sonderangebote und bessere Qualität

Wie also macht man es richtig? „Nachhaltigkeitsinitiativen müssen kundenrelevant, nachweisbar und korrekt sein“, erklärt Günter. Vor allem gelte es zuzuhören, was Kunden wirklich wollen. Laut der Simon-Kucher Retail-Studie wünschen sich Konsumenten für nachhaltigere Produkte vor allem attraktivere Preise (21 Prozent), Sonderangebote (15 Prozent) und bessere Qualität (13 Prozent). „Was innovative Preis-Modelle betrifft, können hier vor allem ein Reparaturservice, spezielle Rabatte, Spar-Abos oder Starter-Sets zur Neukundengewinnung Sinn machen.“

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