Batterien: Abfallwirtschaft fordert Pfand und mehr Herstellerverantwortung
VOEB-Verbandspräsidentin Gabriele Jüly gehen die Recyclingbemühungen bei Batterien nicht weit genug: „Ein Batteriepfand in Österreich ist das Gebot der Stunde." Im Restmüll entsorgte Batterien und Akkus sorgen regelmäßig für Brände in Entsorgungsbetrieben, Sammelfahrzeugen und Sortieranlagen der Entsorger. Besonders Lithium-Batterien und Akkus stellen eine große Gefahr dar. Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes der österreichischen Entsorgungsbetriebe (VOEB), fordert deswegen ein ehrgeiziges Sammelziel von 90%, dazu passend ein Pfand auf Batterien und mehr Herstellerverantwortung. Die ab 18. Februar 2024 geltende Regelung der EU-Batterieverordnung gehe zwar in die richtige Richtung, greife aber noch immer zu kurz.Seit Jahren steigt der Marktanteil der Lithium-Batterien und Akkus. Aktuell liegt deren Marktanteil bei den Gerätebatterien auf 47% (Stand 2022). Nach Berechnungen der Montanuniversität Leoben landen in Österreich jährlich fast drei Millionen Stück davon im Restmüll. Das bedeutet laut VOEB zwei Li-Batterien pro Tonne Abfall – mit stark steigender Tendenz. Für die Entsorgungsbetriebe ein sprichwörtlich heißes Thema, denn selbst die geringste Beschädigung reicht aus, um einen Brand auszulösen. Sie erneuerten daher ihre Forderung nach einem Pfand für Batterien, eine Erhöhung der Sammelquote bis 2030 auf 90% sowie mehr Herstellerverantwortung – etwa in Form eines Fonds, der Präventions- und Investitionskosten der Entsorgungsbetriebe abdecken soll.
„Ein Batteriepfand in Österreich ist aus mehreren Gründen das Gebot der Stunde“, unterstreicht Gabriele Jüly, VOEB-Präsidentin. „Falsch entsorgt bergen Batterien ein großes Risiko für unsere Mitarbeiter – wir brauchen sichere Sammel- und Behandlungsbedingungen für diese Wertstoffe. Zudem ist der durch Brände entstandene Sachschaden enorm und gefährdet nicht nur die Betriebe, sondern auch die Entsorgungssicherheit der Bevölkerung. Nicht zuletzt auch aus Umweltschutzgründen liegt eine Pfandlösung nahe, denn knappe Ressourcen fordern besseres Recycling. Nur bei getrennter Sammlung können Batterien auch recycelt und Wertstoffe wie Aluminium, Kobalt oder Lithium wiederverwertet werden.“
Das wiederum trage laut Jüly zur Reduktion von Rohstoffimporten bei. Das Ziel: die gesetzliche Sammelquote bei Gerätebatterien von derzeit 45 % bis 2030 auf 75 % zu erhöhen. Der Verband setze sich allerdings für eine Sammelquote von 90% bei Batterien ein. „Was für PET-Flaschen gilt, sollte auch für Lithium-Ionen-Batterien möglich sein“, so Jüly. Die EU hat in ihrer Verordnung zu PET-Flaschen eine Sammelquote von mindestens 90 % bis 2029 vorgeschrieben.
Mehr Brände bei Recyclingunternehmen
Prof. Roland Pomberger, Lehrstuhlleiter für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft, und Thomas Nigl, Arbeitsgruppenleiter für Future Waste und Abfallwirtschaft, von der Montanuniversität Leoben, bestätigen den „eindeutigen Zusammenhang zwischen der steigenden Anzahl von Lithium-Batterien im Restmüll und den Bränden bei Recyclingbetrieben. Diese haben sich in Österreich in den letzten zwölf Jahren mehr als verfünffacht. Lithium-Ionen-Batterien können sich bereits bei kleinster Beschädigung entzünden und gefährliche Brände in Müllfahrzeugen, Sortier- oder Recyclinganlagen auslösen. Wir sprechen hier von bis zu sechs Brandherden pro Tag in einem Betrieb! Für die Abfall- und Ressourcenwirtschaft ist diese Entwicklung existenzbedrohend – viele Anlagen wurden bereits völlig zerstört.“
Produzenten auch finanziell stärker in die Pflicht nehmen
Einerseits kommen immer mehr Batterien auf den Markt, andererseits landen in den nächsten Jahren immer mehr Altgeräte am Ende ihres Lebenszyklus im Abfall. Die Wissenschaft geht daher von einer Verdoppelung der derzeit im Restmüll befindlichen Lithium-Ionen-Batterien von aktuell etwa drei auf sechs Millionen Stück aus. „Das Problem wird also sukzessive größer, und wir können und wollen es nicht allein lösen. Schließlich haben wir es auch nicht verursacht“, unterstreicht Jüly. Der VOEB fordert in diesem Zusammenhang eine Herstellerverantwortung, die über Aufklärung und Information der Öffentlichkeit hinausgeht und eine konkrete Kostenbeteiligung der Produzenten – etwa über eine Fondslösung – an Schulungsmaßnahmen, an erhöhten Versicherungsprämien sowie Investitionen in Brandschutztechnik vorsieht.
[Update, 16.2.2024 9:45 Uhr] Abgestuftes Pfandmodell
Auf Nachfrage von elektro.at beim VOEB führte Jüly die Überlegungen der Entsorgungsbetriebe weiter aus. Demnach schwebt dem VOEB ein nach Größe und Gewicht differenziertes Pfandsystem – beginnend bei größeren Akkus im E-Mobility-Bereich – vor, so die Präsidentin des Verbandes: „Die Kategorisierung sollte nach Größe und Masse der Akkus bzw. Batterien erfolgen. Kleinere Batterien wären dementsprechend leichter zu lagern, was die logistische Herausforderung für Handelsunternehmen verringern würde. Wichtig ist, die richtigen Anreize für die korrekte Sammlung zu schaffen. Jede Lithium-Batterie sollte entsprechend ihres Wertes, der Bedeutung der Ressourcen und ihrer Gefährlichkeit bewertet werden.“
Als besonders erfolgsversprechend sieht Jüly eine digitale Unterstützung des Pfandsystems. Jüly geht davon aus, dass die „digitale Sammlung“ per App die Rückholquote bei Batterien wesentlich erhöhen könnte. Andere Ansätze seien ein 1:1 Pfand oder auch eine Rückgabeprämie. In einem Pilotprojekt für Akkus wurde solch ein Rückholsystem für faustgroße Akkus laut Jüly bereits erfolgreich getestet. Zwischen April und November 2023 hatten die Bewohner einer steirischen Gemeinde die Möglichkeit, bei zwölf Händlern Akkus von E-Bikes, E-Rollern bis hin zu Rasenmähern zurückzugeben. Dabei wurden 425 Akkus gesammelt, wobei ein wesentlicher Treiber ein Belohn- und Anreizsystem gewesen sei, welches durch die App Digi-Cycle unterstützt wurde. Wer seinen Akku zurückbrachte, erhielt einen Einkaufsgutschein der Region.
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