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Samstag, 27. April 2024
Erneuerbare Energien-Kommentar E&W 3/2024

Achtung, Denkfallen!

Wolfgang Schalko | 10.03.2024 | Bilder | |  Meinung
Anders als noch vor ein paar Jahren stellt die Notwendigkeit einer Energiewende heute kaum noch jemand in Abrede (was in ähnlicher Form auch für die thematischen Geschwister Wärme- und Mobilitätswende gilt). Und dennoch ist das Wissen um die Dringlichkeit sowie die zugrundeliegenden Fakten in weiten Teilen der Bevölkerung erschreckend gering.

Die Situation erinnert mich frappierend an die diversen Umstellungen und Änderungen beim TV-Empfang in Österreich: Auch da wussten viele nicht bzw. nicht genau, ob sie via SAT, Kabel oder Antenne schauen, ob in HD oder SD und ob sie zwischendurch vielleicht auch streamen. Es war ihnen einfach egal, solange sie nur fernsehen konnten. Offensichtlich verhält es sich bei den Erneuerbaren genauso: Ob aus Wind, Sonne oder Wasser erzeugt, ist nebensächlich, Hauptsache es kommt Strom aus der Steckdose. Diese Gleichgültigkeit kann zwei Ursachen haben: Entweder die Thematik berührt die Menschen tatsächlich nicht in dem Maße, wie gemeinhin angenommen, oder aber sie wollen es nicht genauer wissen bzw. glauben bereits alles zu wissen, was sie diesbezüglich wissen müssen.

Da der Klimawandel und die diesem entgegenwirkende Energiewende in Form des Erneuerbaren-Ausbaus nurl die Wenigsten emotional kalt lässt, wie man bei jeder Stammtischdebatte hautnah erleben kann, muss das Ganze also etwas mit dem Wissen – oder eben Nicht-Wissen – rund um die Erneuerbaren zu tun haben. Und das ist brandgefährlich, denn es bremst – bewusst oder unbewusst – das Voranschreiten der Erneuerbaren. Ein gutes und aktuelles Beispiel dafür liefert die Umsatzsteuerbefreiung auf PV-Anlagen. Im Herbst des Vorjahres mit dem Zusatz „keine Bürokratie” angekündigt, folgte ein abrupter Nachfrageeinbruch bei privaten PV-Anlagen, zumal die Investförderung zu diesem Zeitpunkt bereits als „Bürokratiemonster“abgestempelt war und alleine die Aussicht, eine Steuer gestrichen zu bekommen, vielen Interessenten wohl den rosaroten Weltblick verlieh. Mittlerweile spricht sich in der Bevölkerung – zumeist unter arbeitsreicher Unterstützung der Anlagenerrichter – mehr und mehr durch, dass doch nicht alles ganz so einfach ist wie zunächst gedacht und es auf eine ganze Reihe von Aspekten zu achten gilt.

Ein anderes, gerade aus österreichischer (und auch europäischer) Sicht ziemlich bitteres Beispiel betrifft das (Un-)Wissen rund um die eingesetzten Produkte und Komponenten einer PV-Anlage. Denn in die allermeisten Köpfe hat sich der Irrglaube gebrannt, dass bei einer PV-Anlage „sowieso alles aus China“ kommt (wie vermeintlich auch sämtliche Windräder). Während der Anlagenplaner so wie der Elektroinstallateur selbstverständlich weiß, dass es sogar eine ganze Reihe von Optionen für eine PV-Anlage „Made in Austria” bzw. „Made in Germany” oder „Made in Europe” gibt (und zwar Anlagen, die alle Stückerl spielen), versetzt dieser Umstand den gemeinen Endkunden in der Regel in höchstes Erstaunen. Ich halte für unumgänglich und dringendst notwendig, dass hier im Sinne nachhaltiger Energieproduktion auch endlich nachhaltige Aufklärungsarbeit geleistet wird. Sonst bleibt manch einer womöglich ewig in seiner Denkfalle gefangen.

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