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Samstag, 27. April 2024
Multimedia-Kommentar

Zwischen Abgesang und Neuanfang

Über den Rand | Julia Jamy | 10.03.2024 | Bilder | |  Meinung
(© Pixabay) Steigende Preise, ständig neue Dienste und nun kommt auch noch Werbung dazu. In letzter Zeit bekommt man immer mehr den Eindruck, dass sich die Streaming Dienste auf dem absteigenden Ast befinden. Ist das jetzt der Anfang vom Ende einer Ära?

Vor fast zehn Jahren startete die Ära der Streaming-Dienste. So wagten sich 2014 Netflix und Amazon Prime auf den österreichischen Markt. Seitdem schossen verschiedene Streaming-Anbieter wie Pilze aus dem Boden. Streaming hat ohne Zweifel unser Konsumverhalten verändert. Das Fernsehen ist für viele vom linearen TV-Empfang zu einem rein Internet-basierten Unterhaltungsmedium geworden. Doch in letzter Zeit bekommt man immer öfter den Eindruck, dass sich die Streaming-Dienste auf dem absteigenden Ast befinden. Wie ein Bericht des Magazins Wall Street Journal zeigt, fällt es Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ immer schwerer, bestehende Abonnenten an sich zu binden. Dem Artikel zufolge haben 25 Prozent aller Streaming-Abonnenten in den USA in den letzten zwei Jahren mindestens drei Anbietern gekündigt. Bei der letzten Erhebung vor zwei Jahren belief sich diese Zahl noch auf 15 Prozent.

Doch woran liegt das? Ein Grund könnten die steigenden Kosten sein. Im letzten Jahr sind viele Streaming-Dienste teurer geworden. Im Jahr 2014 bot Amazon etwa kostenlosen Versand und den Zugang zu Tausenden Serien und Filmen noch für 49 Euro im Jahr an. Zehn Jahre später kostet der Dienst 90 Euro im Jahr. In manchen Fällen haben Anbieter eine günstigere Einstiegsstufe eingeführt, allerdings müssen Nutzer nun oft mit Werbung leben. So schaltet Amazon seit 5. Februar in Österreich Werbung auf Prime Video – also in einem Abo, für das Kunden bereits bezahlen. Das werbefreie Abo kostet zusätzlich zu den regulären Kosten für Amazon Prime monatlich 2,99 Euro. Der Onlineriese begründet die Entscheidung wie folgt: „Das ermöglicht es uns, weiterhin in attraktive Inhalte zu investieren und diese Investitionen über einen langen Zeitraum weiter zu steigern.“ Das ist allerdings nicht der einzige Weg, über den sich die Dienste mehr Einnahmen erhoffen. So wollen Netflix und Disney+ das Teilen von Passwörtern aktiv bekämpfen. Das hat bereits viele Kunden abgeschreckt – wenngleich es von Netflix im Juli hieß, dass man mit der Aktion mehr Neukunden bekommen als bestehende Kunden verloren habe.

Ein weiterer Grund könnte sein, dass es mittlerweile einfach zu viele Streaming-Dienste gibt, die miteinander konkurrieren. So können oder wollen sich viele das Angebot von Netflix, Disney+, Amazon Prime Video, Apple TV und Co parallel einfach nicht mehr leisten. Aufgrund der steigenden Preise könnten Kunden zumindest erwarten, dass sie für ihr Geld mehr geboten bekommen – dies ist aber nicht der Fall. Netflix hat schon angekündigt, bei seinem Angebot weniger auf Masse, sondern eher auf Klasse zu setzen. Bedeutet konkret: Es wird weniger produziert. Bei Disney+ sieht es ähnlich aus. Der Anbieter will 2024 allein bei den Eigenproduktionen zwei Milliarden Dollar einsparen.

Ist das jetzt der Anfang vom Ende einer Ära? Nein. Für Netflix, Disney+, und AppleTV+ war das vergangene Jahr dennoch ein Erfolgreiches. So wuchsen die Services mit 1 %, wie eine JustWatch Studie zeigt. Letzten Endes wird es aber wieder an den zahlenden Kunden liegen, die selbst entscheiden müssen, ob sie die konstanten Preiserhöhungen weiter mitmachen und die Neuerungen der Unternehmen hinnehmen.

Bilder
(© Pixabay)
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