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Samstag, 11. Mai 2024
Gedanken zur Hausarbeit

23 Minuten

Über den Rand | Stefanie Bruckbauer | 28.04.2024 | Bilder | | 1  Meinung
Letztens las ich eine Studie der OECD über Hausarbeit bzw. deren Aufteilung und machte mir unweigerlich Gedanken über gravierende Geschlechterunterschiede, totale Fehleinschätzung, massive Putz-Fatigue (so ein schönes Wort!) und warum Japan so süß ist.

Automatisierung und KI halten in immer mehr Bereichen unseres Lebens Einzug – auch in den eigenen vier Wänden. Ein Gerät, das lästige Pflichten im Haushalt übernimmt, gehört nicht erst seit der Erfindung der Staubsaugerroboter zum Alltag. Auch Waschmaschinen werden immer praktischer zu bedienen. Nach dem Selbstkurbeln der Wäschetrommel wurde selbige durch Elektrizität mobil. Heute lassen sich die Geräte u.a. auf einen bestimmten Waschbeginn programmieren und per App fernsteuern.

Doch welche Aufgaben des Alltags haben noch Potenzial, automatisiert und mittels künstlicher Intelligenz erleichtert zu werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Forscherteam der Oxford Universität, das zwecks Antwortfindung 65 KI-Experten befragte, wie hoch sie den Anteil von Maschinen bei der Erledigung typischer unbezahlter Tätigkeiten wie zB putzen und einkaufen in fünf bzw. zehn Jahren einschätzen.

Insgesamt, also über alle 17 Kategorien hinweg bzw. im Durchschnitt kam heraus, dass uns die Automatisierung innerhalb der kommenden zehn Jahre durchschnittlich 39% der Zeit, die wir für Haushaltserledigungen aufwenden, ersparen wird. Anders formuliert: 39% der Zeit, die aktuell mit Haushaltsarbeit zugebracht wird, könnte von automatisierter Arbeit übernommen werden. Die britischen Fachleute waren etwas optimistischer was ihre Prognose angeht und kamen auf eine Zeitersparnis von 42%. Die japanischen Kollegen hingegen gingen im Schnitt von 36% aus.

Interessant ist, dass die männlichen KI-Experten im Vereinigten Königreich optimistischer sind als ihre britischen Kolleginnen, was sich mit der Beobachtung deckt, dass Männer generell dazu neigen, Technologie optimistischer zu bewerten. In Japan hingegen haben die KI-Expertinnen höhere Hoffnungen in die Automatisierung von Alltagspflichten, als ihre männlichen Kollegen.

Nichts Neues

Die geschlechtsspezifische Betrachtung, Beurteilung und vor allem Ausübung von Hausarbeit ist übrigens nichts neues. So zeigt eine Zeitverwendungsstudie aus dem Jahr 2008, dass österreichische Frauen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit erledigen. In Großbritannien verbringen Männer im erwerbsfähigen Alter ungefähr halb so viel Zeit mit Care- und Hausarbeiten wie gleichaltrige Frauen. In Japan wenden Männer sogar nur 18% der Zeit auf, die japanische Frauen für Haushaltspflichten nutzen.

Männer, insbesondere die japanischen, dürften es mit der Hausarbeit also nicht so haben. Dabei wäre es sehr wichtig, dass diejenigen, die die Maschinen, die uns das Leben erleichtern, bauen können (und das sind halt großteils die Männer), auch eine präzise Vorstellung davon haben, wo Erleichterung notwendig ist. Interessant ist ja die Begründung der japanischen Männer für ihre Einschätzung, die da nämlich lautet: Im Verhältnis zu den Entwicklungskosten sei der Bedarf einfach zu gering, um große Investitionen in diesem Bereich zu rechtfertigen. Etwas mehr Klarheit in diese Einschätzung bringt vielleicht folgender Fun Fact: Laut einer OECD-Statistik verbringen in Japan Frauen täglich durchschnittlich 199 Minuten mit Tätigkeiten im Haushalt, die Männer aber nur 23 Minuten. Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass die (eingangs erwähnten) befragten japanischen KI-Experten allesamt 199-Minuten-Frauen zuhause haben. Kein Wunder also, dass sie keine Notwendigkeit sehen, sich ein paar praktische Tools auszudenken, um im Haushalt Entlastung zu schaffen. Läuft ja auch so! Diese Leute kennen die Putz-Fatigue (ich mag dieses Wort 🙂 ) gar nicht, sie haben keine Ahnung von der Müdigkeit, die sich in all ihrer Bleischwere über einen legt, wenn einem klar wird, dass man heute wieder das Bad putzen muss, obwohl man das doch schon letzte Woche getan hat und die Woche davor und die davor und gefühlt überhaupt jede einzelne verdammte Woche …

Kawaiiiiiii

So süß Kawaii

Aber zurück zum Thema: Solange die Rollenverteilung im Land des Lächelns so traditionell ist, werden wir von dort keine bahnbrechende Technik-Hilfe erhalten (dabei gilt Japan als eine der Hochburgen der Consumer Elektronik). Und es ist bedauerlich, dass wir keine Unterstützung erwarten dürfen, denn die Geräte sähen sicherlich nicht so unsympathisch Terminator-mäßig aus wie das, was Elon Musk in seinen Fabriken zusammenschrauben lässt. Japan ist schließlich das Land von „Kawaii“, was übersetzt so viel wie „niedlich“ oder „liebenswert“ heißt. Kawaii umfasst in Japan alle Lebensbereiche. Von überlebensgroßen Pokémon, die Jumbo-Jets schmücken, über Strassensperren, die von rosa Hasen getragen werden, bis zu offiziellen Tsunami-Warnschildern, auf denen Wellen Reißzähne und Häuser angstgeweitete Augen haben. Geschäftsreisende ziehen ganz selbstverständlich Hello Kitty Koffer hinter sich her und Polizeihinweise sind mit knuddeligen Bärchen versehen. Kawaii ist überall und bildet heutzutage einen ganzen Wirtschaftszweig: Von Toilettensitzen bis zu Haushaltsrobotern und Toastern mit Tiergesichtern – mittlerweile kann man beinahe alles im Kawaii-Stil erwerben. Niedlichkeit sells halt! Und was für herrliche Geräte würde die Haushaltsroboterindustrie dort erschaffen! Eine kleine putzige Putz-Force vielleicht? Mit Iggy, dem kleinen Toilettenigel, der in der Klomuschel hin- und her rollt, während Flora die Flächenflunder mit Flap-Flap-Geräuschen die Spiegel wischt. Bert der Abfluss-Biber klettert derweilen ins Waschbecken und macht sich bereit fürs Abtauchen und da ist dann noch Fred die Fugen-Raupe, ein borstiges Ding, das unermüdlich den Fliesen entlang wuselt und lästige Beläge entfernt. Nach getaner Arbeit kehren die fleißigen Gesellen zu ihren Stationen zurück, wo sie sich ans Stromnetz koppeln und zufrieden brummend die hochverdienten Belohnungswatt in ihre Akkubäuche laufen lassen – alles in unter 23 Minuten natürlich – eh klar! 😉

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Kommentare (1)

  1. sorry, aber das Thema ist so ein Käse … was machen die Männer während die Frauen „unentgeltlich“ im Haushalt tätig sind?
    1. entweder parallel Arbeiten um das Einkommen der Familie sicherzustellen, oder
    2. unentgeltlich im Haus, Garten oder anderweitig tätig sein

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