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Montag, 17. Juni 2024
Probleme einer globalisierten Welt

Kakao zwischen Skylla und Charybdis

Über den Rand | Dominik Schebach | 26.05.2024 | Bilder | |  Meinung
(© Adobe Firefly) Wir leben in einer globalisierten Welt, in der weit entfernte Ereignisse direkte Auswirkungen auf uns haben. Das klassische Beispiel ist der Erdölpreis, dessen wilde Schwankungen regelmäßig für Prophezeiungen zum Untergang des Abendlandes herhalten müssen. Wenn ich mir allerdings meinen persönlichen Verbrauch ansehe, dann machen mir die Kakao-Preise mehr Sorgen.

Die Warnung ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. „Der Weltmarktpreis für Kakao ist explodiert. Er hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht und ist aktuell nach einer geringen Entspannung noch immer doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn“, erklärt Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, in einer Aussendung. Tatsächlich ist der Börsenpreis für eine Tonne Kakao im vergangenen April von rund 2.000 Euro auf mehr als 10.000 Euro gestiegen. Das waren laut Koßdorff die höchsten jemals verzeichneten Werte. Seither ist der Kurs zwar wieder in einen Bereich von 7000 Euro gefallen, eine wirkliche Entspannung erwartet sich die Lebensmittelindustrie aber erst im Herbst!!!

Panik setzt ein. Soll ich jetzt meine Lieblingsschokokekse bunkern, oder setze ich jetzt kaltblütig auf den Spotmarkt. Wer weiß, dass Redaktionen gegen Abgabe hin oft nur mit Schokokeksen, Kaffee/Tee und Schoko-Kuchen betrieben werden, versteht meine Zwangslage. Vielleicht kann ich doch das Archiv ein wenig kompakter einordnen, und den gewonnen Raum für Bruch aus der nahen Manner-Fabrik nutzen?

Preise füŸr Kakao haben sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht und sind aktuell immer noch rund doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn (Preis in GBP/Tonne; 6.5.2024)
Quelle: https://www.finanzen.at/rohstoffe/kakaopreis

Weitere Recherchen verheißen jedenfalls nichts Gutes. Die wichtigsten Produktionsländer in Westafrika leiden unter Hitze und Dürreperioden. Ein alter Bestand wird in den Haupterzeugerländer zusätzlich durch eine Viruskrankheit gefährdet, die sich wiederum in der Regenperiode besonders stark ausbreitet. Wir sind gefangen zwischen Skylla und Charybdis. Egal in welche Richtung sich das Blatt wendet, die Katastrophe mehrjähriger Lieferengpässe droht.

Schnell die Produktionsbasis auszuweiten ist auch keine Lösung. Bis die Plantagen online kommen, ist jede Redaktion hierzulande zum Stillstand gekommen. Abgesehen davon fordert das neue Lieferkettengesetz der EU einen Nachweis, dass die Kakao-Produkte „entwaldungsfrei“ hergestellt werden, wie Koßdorff wortreich beklagt. Nebenbei einmal mehrere hundert Hektar Urwald umzulegen, ist also kein Ausweg.

Bleibt nur die Substitution. Im Gedanken gehe ich die verschiedenen Alternativen durch. Honigwaffeln sind logistisch zu aufwändig. Birchermüsli überzeugt ebenfalls nicht. Wer weiß, ob uns die Schweizer nicht den Hahn zudrehen. Bleiben eigentlich nur steirische Bio-Äpfel. Sie sehen mich verzweifelt.

Bilder
(© Adobe Firefly)
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