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Freitag, 26. April 2024
Gedanken zum Weltgeschehen

Die Macht der Bilder

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 26.05.2019 | |  Wissen
(Bild: ClHE/ pixelio.de) (Bild: ClHE/ pixelio.de) Es kommt selten bis nie vor, dass ich nahezu einen ganzen Tag gebannt vor dem Fernseher sitze. Letzten Samstag war es allerdings soweit. Es war ein richtig guter „Krimi“, den ich da gesehen habe und unabhängig vom Inhalt, den ich hier weder im Detail thematisieren noch kommentieren will, wurde mir wieder Mal diese ungeheure Macht der Bilder bewusst und diese wahnsinnige Geschwindigkeit, mit der Informationen dank der Digitalisierung heutzutage zugänglich sind. Nahezu in Echtzeit können wir das Geschehen verfolgen, es ist zum Greifen nahe. (Bild: ClHE/ pixelio.de)

Ich traue mich jetzt einmal zu vermuten, dass derselben Begebenheit in den 80iger Jahren nicht ansatzweise so eine gewaltige Aufmerksamkeit zuteil geworden wäre. Damals hätten zwar alle Medien getitelt „Geheime Videoaufzeichnung in angeblicher Oligarchenvilla auf Ibiza bringt Vizekanzler in die Bredouille: HCS stellte reicher Russin ua. öffentliche Aufträge für Gegenleistungen in Aussicht“ und es hätte für die betroffenen Personen mit Sicherheit Konsequenzen gehabt bzw. wäre für ein paar Tage das eine Gesprächsthema diverser Stammtischrunden gewesen … aber dass ein derartiger Shitstorm inklusive einer Demonstration tausender Menschen mit anschließendem Platzen der Koalition und Ausrufen von Neuwahlen am blauen Himmel aufgezogen wäre, glaube ich nicht.

Das elektronische Spiegelbild der Gesellschaft

Es ist eine interessante Geschichte, wie das Medium Fernsehen zu dem wurde, was es heute ist. Es ist eine Geschichte von stetig beschleunigter Information, von immer rasanterer Bilderflut und telemedialer Innovationen, aber auch eine Geschichte über die Magie der Bilder. „Das Fernsehen als elektronisches Bilderbuch, als öffentliches Auge, das im Laufe der Jahrzehnte in alle Lebenswelten und Lebensbereiche vordrang, Tabuzonen bricht, aber auch den Informationsbegriff stetig erweitert“, schreibt der ORF in seinem Archiv. Das Fernsehen als elektronisches Spiegelbild der Gesellschaft. Das Fernsehen als elektronisches Fenster zu Europa und der Welt – aber auch umgekehrt. Jeder kann überall quasi live dabei sein. Der Abstand zwischen Ereignis und Nachricht wird vor allem in Sachen Information immer kürzer. Das Internet und seine Plattformen lassen die Zeitebenen mittlerweile überhaupt beinahe völlig verschmelzen. Es wird immer noch schneller berichtet, quasi in Echtzeit aus aller Welt und aus nächster Nähe.

Ob Kosovo-Krieg, Lassing, Galtür oder Kaprun, ob der Jahrtausendsprung oder 9/11. Beim Terroranschlag in New York erlebte ich es zum ersten Mal, dass ganze Nationen für Tage gebannt vor dem Fernseher saßen – alle gefesselt durch diese Macht der Bilder. Die Bilder von den Anschlägen am 11. September haben mir neben der bestehenden Terrorgefahr auch eines gezeigt: Das Unfassbare kann fassbar gemacht werden. Es waren vor allem die Bilder der einstürzenden Twin Towers und fallenden Menschen, die diese Geschichte des Terrors erzählt haben. Festgehalten nicht durch professionelle Kameramänner, sondern von Leuten wie Sie und ich. Dadurch, dass praktisch jeder ein Mobiltelefon mit Kamera besitzt und Technologien in den Bereichen Fotografie und Bildbearbeitung für jeden zugänglich und handhabbar sind, können wir alle zu Berichterstattern werden. Und das hat einen enormen Einfluss auf unsere „nachträgliche“ Sicht der Welt.

Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg, die traumatisierte Soldaten schemenhaft in grau-weiß-grieseliger Winter-Gebirgslandschaft zeigen, lassen das Grauen zwar erahnen, sind auf Grund ihrer bildnerischen Unschärfe aber eher Kunstwerke als Dokumente, Momentaufnahmen einer längst vergangenen Zeit. Scharf, detailgenau und in Farbe sind hingegen die Bilder, die uns in der Jetzt-Zeit beschäftigen. Die einsackenden Hochhäuser, ein totes Flüchtlingsbaby, die skrupellose Vernichtung historischer Denkmäler oder das Video von der Hinrichtung eines Unschuldigen durch IS-Mitglieder …. Viele Aufnahmen – ob Foto oder Video – fallen durch ihre Qualität und Professionalität ins Auge, durch ihre ungeschönte Abbildung der realen Welt, und so oft wird die Frage nach der Echtheit gestellt. Diese von uns oft in einer ersten Reaktion gestellte Frage „ist das echt?“ zeigt, dass es so etwas bisher im Grunde nicht gab und, dass wir mit dieser oft so brutalen Wahrheit nur schwer umgehen können. „Es sind die Abbilder des Schreckens, die das Unfassbare fassbarer machen als es uns lieb ist“, sagte mal jemand so treffend. Und sie würden auf die Unsprachlichkeit verweisen, soll heißen, dass uns Bilder keine Chance geben, irgendetwas schön zu Reden. Die etwas unbeholfene Frage nach der Echtheit zeigt dabei die Schwierigkeit, dass man über etwas, das nicht in Worte zu fassen ist, nicht reden kann.

Die wissenschaftliche Seite

Man kann das, was Bilder in uns auslösen, so oft nicht in Worte fassen. Abscheu, Grauen, Wut und Fassungslosigkeit aber auch Staunen, Wehmut, Sehnsucht, Zufriedenheit oder ein ganz großartiges Glücksgefühl. Oft braucht es nur wenig, um solche Emotion auszulösen. Oft haben Menschen auch ganz unterschiedliche Emotionen angesichts derselben Bilder. Forscher haben eine Erklärung dafür, wir schaffen uns nämlich eine Welt im Kopf. Wir können gar nicht anders, als uns ständig Bilder zu machen. Wir sind gezwungen, auch dann, wenn die Informationen, die wir von der Welt haben, unvollständig sind, uns daraus ein Bild zu skizzieren. Das war einst überlebenswichtig, denn wenn unsere Urahnen schwarze und gelbe Streifen im Gebüsch sahen, setzten sie diese im Kopf zum Bild eines Tigers zusammen und liefen vorsichtshalber mal weg…

Die Sache hat allerdings einen Haken, wir verwechseln die Bilder (die wir uns machen oder die wir übernehmen und die unser Weltbild ausmachen) nämlich ständig mit der Wirklichkeit. Die Bilder entfalten dann ein Eigenleben – und das Vorurteil entsteht. So verhindert zB der gute oder schlechte Ruf, der jemandem vorauseilt, also das Bild von ihm, eine unvoreingenommene Einstellung. Für manche trifft sich das gut, für andere nicht so, …

… aber wie kann man dieses Wissen rund um die Macht der Bilder nun für sich nutzen? Antworten gibt die Marketingwelt: Schon sehr früh wurde verstanden, dass wir mit visuellen Botschaften weitaus mehr transportieren können als mit jeder erdenklichen Art von Text. Wir sind eine stark visuelle Gesellschaft und wenn wir Bilder sehen, dann sehen wir Geschichten, wir sehen und spüren Emotionen. Bilder begleiten uns ständig und überall – zuhause, im Unternehmen in der gesamten Umgebung – und sie formen zweifellos unsere Art zu denken, zu lernen, zu interagieren. Nutzen Sie das aus! Probieren Sie es. Hängen Sie in ihrem Geschäft schöne Bilder auf. Nicht nur, dass die Atmosphäre im Allgemeinen stimmungsvoller wird, sie werden bei Ihren Kunden auch Emotionen auslösen. Ihre Bilder werden bei ihren Kunden wiederum eigene Bilder im Kopf hervorrufen und Geschichten werden geschrieben. Geschichten, die man erzählen und über die man reden kann und wir alle wissen, was das für eine große Chance darstellt, wenn man mit einem Kunden ins Gespräch kommt, man muss es nur geschickt anstellen.

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