Planlos
Stefanie Bruckbauer Corona hat mir eines ganz deutlich vor Augen geführt: Wie zermürbend diese Planlosigkeit sein kann bzw wie wichtig es doch ist planen zu können – im Kleinen und im Großen, privat wie beruflich.
Nicht planen zu können ist echt anstrengend. Sei es die Geburtstagsfeier oder die Urlaubsreise, von denen man heuer überhaupt nicht sagen kann, ob sie stattfinden werden. Sei es im Geschäftsleben das kommende Sommer-, Herbst- und Weihnachtsbusiness. Keiner kann sagen, ob es einen zweiten Shutdown geben wird, welche Regelungen neu eingeführt oder gelockert werden, ob die Kauflaune und vor allem -kraft der Konsumenten wieder steigen wird – und wenn ja, wann!?
Was den Handel angeht, gibt das Onlinegeschäft einen Hauch von Sicherheit, wie WKÖ und Handelsverband sagen. Während der Schließung der Geschäfte boten Webshops nahezu den einzigen Weg Handel betreiben zu können. Diejenigen, die einen Onlineshop haben, profitierten davon. Diejenigen, die keinen Webshop haben, mussten dabei zusehen und einigen von denen reicht es scheinbar. Denn immerhin 10% der Einzelhändler (ohne bisherigen Internet-Shop) planen laut WKÖ noch in diesem Jahr mit dem Online-Verkauf zu starten. Es gibt nur ein kleines Problem dabei: Das richtige Maß an Digitalisierung beim Einkaufen scheint für viele Österreicher bereits überschritten. Fast die Hälfte der Befragten sehen laut TeamBank-Liquiditätsbarometer ihre Einkaufswelt geradezu übertrieben digital und wünschen sich wieder mehr Shopping vor Ort. Vor allem bei der Generation 50+ (und wenn man an die Überalterung der österr Bevölkerung denkt, dann sind das viele) ist der Wunsch nach einem analogen Einkaufsbummel groß. Mehr als die Hälfte sind der Ansicht, dass es zu viele digitale Angebote gibt. Aber auch jüngere Generationen würden gerne wieder einen Gang zurückschalten. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist immerhin mehr als ein Drittel der Ansicht, dass digitale Einkaufsangebote zu stark um sich greifen. Untermauert werden diese Ergebnisse übrigens von einer HV/EY-Befragung, laut der der Fokus im Konsumverhalten immer mehr auf Regionalität liegt.
Aber was bedeutet das jetzt? Online? Oder doch nicht auf Online setzen und ins stationäre Geschäft investieren? Oder beides? Das würde aber enormen Aufwand und hohe Investitionen mit sich bringen und will man das wirklich riskieren in Anbetracht der allgemein herrschenden Unsicherheit? … Und da ist sie wieder, die Planlosigkeit …
Ganz und gar nicht planlos scheint hingegen das neue Geschäftsführer-Gespann von Whirlpool Austria. Es war ja eine gewiefte Entscheidung des Konzerns, die Führung a.) an Österreicher zu übertragen (die Kompetenz also im Land zu belassen), die b.) noch dazu wissen was sie tun, da sie eine ganze Weile in ihrem jeweiligen Bereich selbst an der Front waren. Sie kennen die Branche und die Hintergründe, sie kennen die Händler und Konsumenten. Und mit diesem Wissen und der Erfahrung (mal drei!) steuert die Truppe das Unternehmen nun in die Zukunft.
Ich durfte das Trio für die in Kürze erscheinende E&W Juli-Ausgabe interviewen und war erstaunt wie positiv und energiegeladen man denken und an die Dinge herangehen kann, obwohl man in einer der größten Krisen der Menschheit die Führung eines Unternehmens übernimmt, das noch dazu die letzten fünf Jahre ziemlich in der Krise steckte. Aber das ist den Dreien egal. Sie blicken nach vorne, bringen ihre Perspektiven und Herangehensweisen auf einen Nenner, bedienen sich dem Besten was drei intelligente Köpfe bieten und haben irrsinnige Lust das Ding zu rocken. So sollte man an die Situation herangehen, finde ich. „Man sollte das alles als große Chance sehen und nicht als Problem“, wie Daniela Pojer so schön sagte.
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