Handels-Jahresbilanz 2020 ist tiefrot
Bundesspartenobmann Rainer Trefelik hat heute die Jahresbilanz 2020 für den Handel präsentiert. Die Bundessparte Handel der WKO hat heute gemeinsam mit dem Economica Institut für Wirtschaftsforschung ihre Jahresbilanz für 2020 präsentiert: Wie erwartet sorgten Pandemie und Lockdown für eine tiefrote Bilanz. Im Zeitraum von Jänner bis November 2020 verzeichnete die Sparte (Einzelhandel, Großhandel und KFZ-Handel) ein Umsatzminus von 5,6%. Besonders im Non-Food-Sektor muss man allerdings differenzieren, wie auch Handelsobmann Rainer Trefelik betont. Denn hier hat die Krise deutliche Gewinner und Verlierer gebracht.„Die Krise hat mit wenigen Ausnahmen alle Handelssektoren schwer getroffen“, erläuterte Trefelik bei der Handels-Jahresbilanzpressekonferenz. Für alle Sektoren liegen Auswertungen bis November vor, vom Einzelhandel auch vorläufige Daten für Dezember. Dank stark steigender Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel ist sich ein knappes Plus beim Einzelhandel ausgegangen. „Gegessen und getrunken wurde vorwiegend zu Hause“, erklärt Trefelik diese Entwicklung. Trotz dreier Lockdowns konnte der Einzelhandel 2020 das Umsatzniveau des Vorjahres mit plus 0,1% halten.
„Die Trennlinie verläuft insbesondere zwischen dem Food- und dem Non-Food-Einzelhandel“, erklärt auch Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung. Während das Food-Segment ein Plus von 8,9% verzeichnete, mussten die Non-Food-Branchen – nicht zuletzt durch die Geschäftsschließungen – ein Umsatzminus in der Höhe von 3,6% hinnehmen. Dabei hat sich in den Non-Food-Branchen eine Divergenz von 30 Prozentpunkte ergeben. Am stärksten hat sich die Krise im Modebereich ausgewirkt: Hier betrug der nominelle Umsatzrückgang minus 23,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Auswirkungen der Lockdowns zeigen sich überdeutlich in den Zahlen: So führte der erste Lockdown im März im Modebereich zu einem Umsatzeinbruch von minus 56,8 Prozent und im April waren es sogar minus 76,4%. Am anderen Ende des Spektrum finden sich der Möbelhandel (+5,4%), Bau- und Heimwerkerbedarf (+4,9%) sowie der Elektrohandel (+4,2%).
Internationaler Vergleich
Im Vergleich mit den anderen EU-Staaten hat sich der österreichische Handel nur geringfügig besser als der EU-Schnitt entwickelt (+0,1%). „Da hat sich das unterschiedliche Infektionsgeschehen und die darauf folgenden Maßnahmen deutlich ausgewirkt“, merkt Voithofer an. So ist der Handel im vergangenen Jahr in Finnland (+4,2%), Deutschland (+4,1%) und Dänemark (4,0%) deutlich stärker gewachsen.
Onlinehandel profitiert
Wenig überraschend stellt sich die Entwicklung der Onlineumsätze positiv dar. „Der österreichische Internet- und Versandhandel kann sich lockdown-bedingt über ein Plus von 17,4% gegenüber dem Vorjahr freuen“, sagt Iris Thalbauer, die Geschäftsführerin der Bundessparte Handel. Der Wermutstropfen dabei: Die Ausgaben der Österreicher und Österreicherinnen bei ausländischen Anbietern nimmt ebenfalls stark zu. Rund 54% der Online-Ausgaben fließen ins Ausland. In diesem Bereich ist es dringend notwendig, faire Wettbewerbsbedingungen für den heimischen Handel zu schaffen. „Es geht uns hier um eine faire Besteuerung und gleiche Bedingungen im Abgabenrecht“, so Thalbauer.
Ausblick schwierig
Die Konjunkturprognosen gehen von einer Erholung der heimischen Wirtschaft im Jahr 2021 aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird laut WIFO nominell um 6,1% steigen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden sich nominell um 7,5% erhöhen. Trefelik und Voithofer gehen allerdings davon aus, dass das Vorkrisenniveau erst 2022 wieder erreicht wird. „Wie schnell sich der Handel im laufenden Jahr erholen wird, hängt maßgeblich auch vom weiteren Verlauf der Covid-19-Infektionen und den damit verbundenen Maßnahmen ab“, so Trefelik.
Die Öffnung der Handelsgeschäfte mit 8. Februar sei deswegen für die Unternehmen enorm wichtig gewesen, um die Liquidität zu sichern und Arbeitsplätze zu erhalten. Allerdings fehle noch die Öffnung von Gastronomie und Tourismus. Die Krise sei allerdings auch ein Anstoß, auf betrieblicher Ebene die derzeitigen Geschäftsmodelle zu hinterfragen, wie Trefelik ausführte. Die Krise hätte gezeigt, dass vor allem auch Strategien zu Multichannel unverzichtbar seien. Damit sollte der Handel auch für zukünftige Herausforderungen gerüstet sein. Auf überbetrieblicher Ebene müsse man allerdings auch die Maßnahmen beurteilen, ob diese auch fair gegenüber den einzelnen Betrieben und praktikabel seien.
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