Acredia: Insolvenzrisiko steigt stark an
Gudrun Meierschitz, Acredia Vorständin, erwartet wegen des Auslaufens der Staatshilfen sowie des Ukraine-Konflikts bis Jahresende eine Rückkehr der Insolvenzzahlen auf das Niveau vor der Pandemie. Nach einer unterdurchschnittlichen Insolvenzentwicklung während der letzten beiden Jahre, lassen die per Ende März auslaufenden staatlichen Covid-Hilfsleistungen sowie die enorm gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie die Insolvenzen in Österreich wieder deutlich ansteigen. Für das erste Quartal 2022 meldet der KSV1870 eine Steigerung von +110,2 %. Nach Einschätzung des Kreditversicherers Acredia könnte der Ukraine-Konflikt die Situation zusätzlich verschärfen.„Die Ukraine-Krise ist ein zentrales Risiko für die Lieferketten, ab dem 2. Quartal 2022 kann das spürbare Auswirkungen auf die Insolvenzneueröffnungen haben. Bis Ende des Jahres könnten die Insolvenzzahlen in Österreich wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren oder sogar leicht darüber liegen“, erklärt dazu Gudrun Meierschitz, Vorständin beim österreichischen Kreditversicherer Acredia. Konkret wären das zwischen 5.000 und 5.500 Insolvenzen (+170 bis +180% gegenüber dem Vorjahr)
Das Auslaufen der Staatshilfen betreffe wiederum laut Meierschitz vor allem so genannte Zombi-Betriebe: „Zombie-Unternehmen sind Unternehmen, die in einem normalen ökonomischen Umfeld tatsächlich insolvent wären. Sie binden Kapital, das gesunden Unternehmen fehlt und dort besser investiert wäre. Zombies bremsen somit das gesamtwirtschaftliche Wachstum.“
Risiko von Zahlungsausfällen und Insolvenzen steigt in ganz Europa
Durch das Ausbremsen der Weltwirtschaft durch die Ukraine-Krise steigt das Risiko von Zahlungsausfällen in ganz Europa und die Zahl der Insolvenzen dürfte wieder merklich steigen. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Acredia und Euler Hermes in einer aktuellen Studie. Es besteht die Gefahr, dass die Zahl der Insolvenzen in Europa durch den Konflikt um 7 Prozentpunkte auf +23 % steigen könnte. Für 2023 wird mit +17 % gerechnet, sofern keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Die Weltwirtschaft erfährt durch den Ukraine-Konflikt einen erheblichen Dämpfer. Die Studie rechnet mit konfliktbedingten Einbußen von mindestens -2 Prozentpunkten. Beim globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) gehen die Ökonomen für dieses Jahr von einem reduzierten Zuwachs von +3,3% aus (-0,8 Prozentpunkte seit Beginn des Konflikts). Für 2023 wird ein Plus von 2,8 % erwartet. Die Situation in Österreich ist laut Acredia ähnlich. Vor der Ukraine-Krise gingen die Experten von einem BIP Wachstum von +4 % aus. Jetzt werde ein Wachstum von 2,6% erwartet.
Kommentare