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Sonntag, 28. April 2024
Der Saisonauftakt im Detail (Teil I)

PV-Kongress: Gewessler, Paierl, Vogl, Czernohorszky – die „Zukunftsmacher” am Wort

Photovoltaik Energiezukunft | Wolfgang Schalko | 14.04.2023 | |  Veranstaltungen, Wissen
Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Gastgeber PV Austria, hatte in Richtung Politik viel Lob, aber auch einige Kritikpunkte anzubringen. Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Gastgeber PV Austria, hatte in Richtung Politik viel Lob, aber auch einige Kritikpunkte anzubringen. (© PV Austria/Paul Stender) „Die Zukunft will gestaltet werden” lautete das Motto des PV-Kongresses 2023, der am 29. März im Allianz Stadion in Wien über die Bühne ging. Dass es hierzulande nicht an Gestaltungswilligen mangelt, zeigte der Rekordbesuch von 400 Branchenvertretern vor Ort und weiteren 150 per Live-Stream zugeschaltete Teilnehmer. bedeuteten eine beeindruckende neue Rekordmarke. Hir ein Überblick über die wichtigsten Themen und Inhalte der politischen Vertreter.

In seiner Eröffnungsrede zeigte sich Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Gastgeber PV Austria, stolz, in einer solchen Wachstumsbranche tätig zu sein und als Interessenvertretung derzeit „praktisch wöchentlich” neue Mitglieder zu gewinnen. „Wir verstehen uns nicht mehr nur als Lobbying-Verein wie zu unserer Gründungszeit, sondern sind ein echter Stakeholder geworden”, so der Vorstandsvorsitzende, der trotz der aktuellen „Hochkonjunktur am PV-Sektor” einige Baustellen ortete.

Umweltministerin Leonore Gewessler dankte der PV-Branche für ihr Engagement bei der Umsetzung der Energiewende.

So habe etwa das EAG Verbesserungsbedarf, wie sich jüngst beim ersten Fördercall 2023 für Investitionszuschüsse gezeigt habe. Hier brauche es dringend bessere Modelle als die aktuelle Förderung, denn: „Es ist unverständlich, dass so viel Geld in die Branche gepumpt wird und die kolportierte Unzufriedenheit dennoch enorm ist”, hielt Paierl fest. Er wiederholte an dieser Stelle die Forderung des Verbands, nach deutschem Vorbild auch in Österreich die Mehrwertsteuer auf Photovoltaik-Anlagen zu streichen. Ebenso gebe es bei der Marktprämie Handlungsbedarf, wie der „enden wollende Response” beim 1. Antragstermin verdeutlicht habe. Weiters kritisierte Paierl, dass es – mit Ausnahme von Wien – nach wie vor in keinem Bundesland eine klare PV-Ausbaustrategie gebe und dass der Netzausbau – im Kleinen wie im Großen – deutlich beschleunigt werden müsse, was endlich auch eine entsprechende Form der Finanzierung benötige. Last but not least brauche die Branche zudem dringend ein Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz.

Umweltministerium und PV-Branche sind sich eins

Den Stellenwert des PV-Kongresses unterstrich auch der Umstand, dass Umweltministerin Leonore Gewessler erstmals persönlich vor Ort war. Bei ihrer Rede erklärte sie, dass man sich in Österreich bei der Photovoltaik und dem Ziel von 11 TWh Zubau bis 2030 viel vorgenommen habe. „Die damalige Reaktion war: zu viel, zu teuer, niemals realisierbar, u.Ä. Jetzt stehen wir vor dem dritten Ausbaurekord in Folge und gehen mit Riesenschritten auf die 11 TWh zu – wir sehen, dass wir das schaffen, und wir sehen, dass da sogar noch mehr geht. Was die Branche hier leistet, ist schlichtweg großartig – dafür ein großes Danke!”

Der Wiener Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky skizzierte den Weg, wie die zwei großen energiepolitischen Ziele – die Versechzehnfachung der PV-Leistung und die Initiative „Raus aus Gas” – gelingen sollen.

Mit dem Durchbrechen der Gigawatt-Zubaugrenze im Vorjahr sei Österreich nun endlich auch auf der internationalen PV-Landkarte sichtbar. Mit den heurigen Förderungen und dem auf 600 Mio. Euro erhöhten Rekordbudget ermögliche man den Ausbau von weiteren 2,3 GWp PV-Leistung. „Aber ja, beim Wachstum gibt es auch Wachstumsschmerzen – daran, diese zu beseitigen, arbeitet das Ministerium mit Hochdruck”, zeigte sich die Ministerin einsichtig in Bezug auf die aktuelle Fördersituation. Insbesondere der Run auf den 1. Fördercall habe gezeigt, dass bei der Abwicklungsstelle Aufholbedarf gebe – mit den rund 140.000 Anträgen, die binnen 24 Stunden gestellt wurden, hatten die IT-System der OeMAG schwer zu kämpfen und wurden daher bereits zwei Mal aufgestockt (zum Vergleich: 2022 hatte es an allen vier Calls zusammen insgesamt 160.000 Förderanträge gegeben). Gleichzeitig wies Gewessler darauf hin, dass es für die Ausgestaltung der EAG-Förderungen einen Rechtsrahmen der EU gebe, den man zwar so weit mie möglich ausschöpfe, aber an den man sich schlussendlich halten müsse. Als alternatives Instrument begrüße daher auch sie die Abschaffung der Mehrwertsteuer bei PV-Anlagen – und ersuchte die Branche um Unterstützung, diese gemeinsame Forderung beim Finanzminister durchzusetzen. Wenn nötig, auch durch das Aufzeigen entsprechender Erfolgsgeschichten aus der Praxis – um die zentrale Botschaft zu vermitteln, dass eine derartige Kostensenkung tatsächlich beim Endkunden ankommt.

Wo ein Wille…

Klimafonds-GF Bernd Vogl mahnte, sich nicht zu sehr auf die aktuellen Probleme bei der Energiewende zu konzentrieren, sondern auf die darin liegenden Chancen.

Seitens der Stadt Wien bekräftigte Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky das Ziel, die PV-Leistung in der Hauptstadt bis 2030 zu versechzehnfachen. Im ersten Step des ehrgeizigen Vorhabens sei es bereits gelungen, die installierte PV-Leistung zu verdoppeln. Mit der Initiative „Raus aus Gas”, dem zweiten großen Energieprojekt, habe man bis 2040 eine „Mammutaufgabe” zu stemmen, so der Stadtrat. Immerhin 570.000 Gasthermen gelte es bis dahin umzurüsten: „Die Alternative ist die Wärmepumpe – und dafür braucht es Solarstrom als Basis.” Um das in der Praxis zu bewerkstelligen, müssten also viele Dinge ineinandergreifen.

Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, mahnte, nicht zuviel über die Probleme, sondern mehr über die Chancen der Energiewende zu reden: „Es war noch nie besser. In Zukunft wird es zwei große Energiequellen geben: Wind und Sonne, die 80% des globalen Bedarfs decken werden. Daher ist es wichtig, auch entsprechend positive Zukunftsbilder zu zeichnen.” In diesem Zusammenhang brachte Vogl ein plakatives Rechenbeispiel: Städte würden heute ca. 2% der globalen Fläche ausmachen, 1,5% wären nötig, um den globalen Strombedarf aus Photovoltaik zu decken. Demgegenüber werde 10% der globalen Fläche für agrarische Zwecke verwendet, und davon rund 3/4 für die Futtermittelproduktion. „Dieses Wissen zeigt Wege auf – etwa die Umstellung der Ernährung.” Der Klimafonds-GF wollte aber auch aktuelle Probleme beim Erneuerbaren-Ausbau nicht wegreden: „Ja, die gibt es – und trotzdem haben wir schon so viel geschafft.” Vogl hatte auch dazu eine eingängige Botschaft parat: „Die Amortisationszeit eine PV-Anlage liegt derzeit bei rund sieben Jahren – ohne Förderung! Da braucht man eigentlich auf nichts zu warten, sondern machts einfach so – und erspart sich gleich den gesamten Einreichprozess.” Man müsse sich ohnehin mit dem Gedanken anfreunden, dass es „nicht ewig“ Förderungen geben könne und dürfe.

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