Imageprobleme
Das Jahr 2024 beginnt aus Sicht der PV-Branche ernüchternd. Aber nicht etwa, weil die Nachfrage nach PV-Anlagen trotz Umsatzsteuerbefreieung (zu der, am Rande bemerkt, noch immer viele Fragen offen sind) alles andere als explosionsartig durch die Decke gegangen ist. Und auch nicht, weil der Preisdruck am Markt weiter gestiegen ist und die europäische PV-Industrie drauf und dran ist, das Handtuch zu werfen. Nein, es geht um eine Erhebung von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie, die seit 2015 Jahr für Jahr das Stimmungsbild in der österreichischen Bevölkerung zu Klimapolitik und Erneuerbaren-Ausbau misst.Das Stimmungsbarometer hat durch die Bank – d.h. bei Windkraft ebenso wie bei der Wasserkraft und sogar bei der Photovoltaik (die, als schwacher Trost, noch immer die mit Abstand beliebteste Form der nachhaltigen Energieerzeugung ist) neue Tiefststände erreicht. Das hat mich erstens ziemlich getroffen und zweitens ganz schön zum Grübeln gebracht – denn so wenig ich dieser Entwicklung abgewinnen kann, so gern möchte ich doch auch verstehen, was andere (offenbar sehr, sehr viele!) dazu bringt, so zu denken.
Bei meiner Ursachenforschung hat mich schließlich ein lapidares Ereignis entscheidend weitergebracht. Dazu muss man wissen, dass in meiner Heimatstadt Waidhofen an der Thaya Anfang März eine Bürgerbefragung ansteht, ob auf dem Gemeindegebiet ein Windpark mit sechs Windrädern errichtet werden soll oder nicht. Kürzlich hat dazu eine Informationsveranstaltung stattgefunden, die ich erst gar nicht besuchte , weil es an meiner Zustimmung ohnehin nichts zu rütteln gibt. Ein guter und geschätzter Freund von mir hatte sich den Infoabend samt anschließender Publikumsdiskussion sehr wohl zu Gemüte geführt und mir sinngemäß folgendes geschildert: Er sei mit neutraler Einstellung in die Veranstaltung gegangen und als klarer Gegner der Windkraftanlage wieder heraus – was mich angesichts des Umstands, dass der Info-Abend vom Bürgermeister und dem potenziellen Anlagenerrichter initiiert worden war, einigermaßen irritierte. Die Vortragenden hätten äußerst überheblich gewirkt, seien schlecht vorbereitet gewesen und hätten auf einige – durchaus auch heikle Fragen – der Anwesenden keine plausiblen Antworten geben können. Also salopp formuliert: Das so wichtige Projekt wurde richtig schlecht „verkauft”.
Genau hier, denke ich, liegt der Hund begraben: Nachhaltige Klimapolitik und der Ausbau der Erneuerbaren im Sinne einer möglichst raschen und umfassenden Energie- sowie Mobilitätswende kann per se nichts Negatives sein und sollte sich demnach auch nicht madig machen lassen. Denn, und das ist tatsächlich DAS Totschlagargument schlechthin: Es gibt nur diesen einen Planeten Erde und somit auch keinerlei irgendwie gearteten Plan B. Was ich angesichts dessen wirklich vermisse, ist einerseits echte, energische Aufklärungsarbeit und sind andererseits damit einhergehend breitenwirksame Kampagnen. Dass die Zeit zunehmend drängt und ebenso rasches wie konsequentes Handeln gefragt ist, steht zum Glück mittlerweile bei den meisten außer Zweifel. Und für alle, die es gerne handfest haben, hat das WIFO in einer aktuellen Studie eruiert, dass „die mit dem Nichthandeln und den Klimarisiken einhergehenden budgetären Kosten höher sein dürften als jene aktiver Klimapolitik.” Na bitte!
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