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Samstag, 27. April 2024
Webinar „Fachkräftesicherung aus dem Ausland” am 7. März

Bundesgremium: Neue Wege gegen den Fachkräftemangel

Hintergrund Die Branche | Wolfgang Schalko | 20.02.2024 | |  Veranstaltungen, Wissen
Mit der Unterstützung der ABA ist internationales Fachkräfterecruiting einfacher als gedacht, erklärt Geschäftsführer René Tritscher. Mit der Unterstützung der ABA ist internationales Fachkräfterecruiting einfacher als gedacht, erklärt Geschäftsführer René Tritscher. (© Kurier/Michaela Bruckberger) In Anbetracht der angespannten Situation am Arbeitsmarkt hat das Bundesgremium des Elektro- und Einrichtungsfachhandels eine neue Initiative gestartet, um dringend benötigte Fachkräfte in die Branche zu holen: In Zusammenarbeit mit der Austrian Business Agency (ABA) weitet man die Personalsuche über die Landesgrenzen hinaus aus. Das Webinar „Fachkräftesicherung aus dem Ausland” am 7. März gibt Einblicke, welche Möglichkeiten sich den heimischen Handelsbetrieben bieten und wie das Ganze in der Praxis läuft.

Dem Namen nach ist die Austrian Business Agency – kurz ABA – wohl den meisten ein Begriff. Doch was tatsächlich dahintersteckt und wie auch kleine bzw. mittlere Handelsbetriebe von den Leistungen der Organisation profitieren können ist hingegen nur einem wesentlich kleineren Teil bekannt. Genau das soll sich am 7. März im Rahmen des kostenlosen Webinars „Fachkräftesicherung aus dem Ausland” ändern – und dem Handel damit eine weitere Option geboten werden, den Arbeits- und Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen.

Zentrale Anlaufstelle

Mit Geschäftsführer René Tritscher steht jemand an der Spitze der ABA, der als GF des Fachverbands Telekom-Rundfunk der WKÖ sowie als GF der Bundessparte Handel der WKÖ bestens mit der österreichischen Handelslandschaft vertraut ist. Wie der Branchenkenner gegenüber elektro.at erklärt, kann auch die ABA auf langjährige Erfahrung zurückgreifen und ist im Wesentlichen in drei Geschäftsfeldern aktiv: Den mit über 40-jähriger (Erfolgs-)Geschichte ältesten Zweig bildet „Invest in Austria”, der sich mit Betriebsansiedelungen und -erweiterungen befasst. 1997 kam der Bereich „Film in Austria” dazu, der den Filmstandort Österreich international bewirbt. 2019, als auch Tritscher zur ABA stieß, wurde das jüngste Feld „Work in Austria” erschlossen. „Hier sprechen wir international Fachkräfte an, eher aus den hochqualifizierten Bereichen, und versuchen diesen Österreich bzw. Jobs bei österreichischen Unternehmen – eben auch im Elektrohandel – schmackhaft zu machen. In weiterer Folge begleiten wir die Fachkräfte dann bei allen Schritten von der Übersiedlung über die Arbeitserlaubnis bis hin zu sämtlichen Behördenwegen nach Österreich. Zusammengefasst ist die ABA die Vertriebs- und Marketingagentur der Republik, die den Standort dadurch stärkt, indem wir Unternehmen und Fachkräfte nach Österreich holen”, so Tritscher. Wichtiger Zusatz: „Dieses Service ist kostenlos und kann von allen Mitgliedern des Bundesgremiums in Anspruch genommen werden.”

Bundesgremial-GF Bianca Dvorak will den heimischen Händlern neue Wege bei der Personalsuche aufzeigen – die Zeit sei reif, dabei auch über die Landesgrenzen hinaus zu blicken. (©Stephan Huger)

Innerhalb des Fachkräfterecruitings müsse man allerdings zwischen zwei Aspekten unterscheiden: Einmal der proaktiven Ansprache von internationalen Spitzen- und Fachkräften, die vor allem im Bereich IT, Elektro, Elektronik, Mechatronik und Naturwissenschaften gesucht werden (aufgrund des größten Bedarfs bei der heimischen Wirtschaft) in bestimmten Zielmärkten. Auf der anderen Seite das Service für Unternehmen bei der sog. Relocation in Österreich. „Reaktiv können die Unternehmen mit allen Fragen zu uns kommen. Wenn sie z.B. einen Verkäufer oder Berater gefunden haben, der Drittstaatsangehöriger ist bzw. noch keine Arbeitserlaubnis in Österreich hat, dann helfen wir – völlig unabhängig von der Qualifikation. Hier verstehen wir uns als One-Stop-Shop.”

Über den Tellerrand

Dass der Elektro- und Einrichtungsfachhandel nicht die erste Branche ist, an die man als Inanspruchnehmer der ABA-Services beim internationalen Fachkräftrecruiting denken würde, stellt für Bundesgremial-Geschäftsführerin Bianca Dvorak kein Problem dar. Im Gegenteil: „Genau das ist der Grund, warum wir diese Zusammenarbeit mit der ABA eingegangen sind. Das Thema Lehrlingssuche haben wir beispielsweise ja schon sehr lange am Tapet. In letzter Zeit haben unsere Mitgliedsbetriebe verstärkt auf das Problem aufmerksam gemacht, dass auch wirklich gut ausgebildete Fachkräfte dringendst benötigt werden, jedoch die bisherigen Wege, um die diese zu rekrutieren, nicht mehr funktionieren. Denn in praktisch jeder Branche herrscht ein Fachkräftemangel, und da es in Österreich einfach zu wenige gibt, kommt es zu einer gewissen Kannibalisierung. Daher haben wir uns auf die Suche nach neuen Möglichkeiten gemacht und sind eben mit der ABA in Verbindung getreten – denn ich sehe es auch als Aufgabe einer Interessenvertretung, speziell von uns als Bundesgremium, dass wir den Unternehmen zuhören, die größten Pain-Points herausfiltern und dann Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.” Das bedeute nicht, dass diese Möglichkeit für jedes Unternehmen passe. „Aber wenn es nur für einige der richtige Weg ist, ist das schon ein Erfolg. Denn ich bin der Meinung, dass jede Arbeitskraft zählt.”

Diesem Ansatz kann Tritscher nur beipflichten: „Es geht insbesondere darum, den Unternehmen Wege aufzuzeigen, an die sie einerseits bis jetzt noch nicht gedacht haben, und andererseits Unternehmen, die schon frustrierende Erlebnisse hatten, weil eine Behörde nicht in ihrem Sinne entschieden hat oder ein Antrag nicht durchgegangen ist, die Barriere zu nehmen, das Ganze mit unserer Unterstützung noch einmal zu probieren. Denn wir stellen fest, dass jene, die einmal gute Erfahrungen mit einer Antwort und einer Beratung gemacht haben, danach immer wieder kommen.” Zudem biete die ABA einen „Reality-Check” für die Firmen, um sowohl den Fachkräften als auch den Betrieben unliebsame Überraschungen zu ersparen. Und man begleitet die Fachkräfte nicht nur bei behördlichen und juristischen Fragen, sondern steht auch bei der Integration ins gesellschaftliche Leben in Österreich mit Rat und Tat zur Seite. Wie groß das Interesse an den Services der ABA ist, beweist allein die Zahl der Beratungsgespräche zu Rot-Weiß-Rot Karten: Mit 1.000 hatte man im Vorjahr gerechnet, geworden sind des schlussendlich 4.000.

Hemmschwellen beseitigen

Die Erwartungshaltung an das Webinar bzw. dessen Erfolg will Dvorak weniger an Zahlen knüpfen als vielmehr an qualitative Aspekte: „Es ist ein Denkanstoß, die ausgetretenen Wege zu verlassen und etwas Neues zu versuchen. Unser Ziel lautet somit, das Bewusstsein dahingehend zu schärfen, was alles möglich ist – und das stets vor dem Hintergrund, dass es gerade im Elektrohandel eine sehr große Bandbreite an Unternehmen gibt, die vom klassischen Elektrohändler ums Eck bis hin zum großen, international agierenden Betrieb reicht. Ob die Unternehmen den aufgezeigten Weg dann wirklich gehen, bleibt natürlich die Entscheidung jedes einzelnen Unternehmers. Aber ich denke, dass heute, wo der Fachkräftemangel mittlerweile so extrem ist, die Bereitschaft für neue Herangehensweisen sehr hoch ist und ich bin überzeugt, dass – anders als noch vor ein paar Jahren – die Zeit dafür jetzt wirklich reif ist.”

Dass die Services der ABA von einer sehr breiten Zielgruppe in Anspruch genommen werden, kann Tritscher aus seiner Erfahrung heraus berichten: „Da ist der große Chiphersteller, der einen hochspezialisierten Physiker sucht, genauso dabei wie die kleine Tischlerei vom Land, die einen Holzverarbeiter benötigt. Und darum geht‘s ja in Wahrheit: Die heimischen Unternehmer dafür zu sensibilisieren, dass auch dieser Weg mit entsprechender Unterstützung gar nicht so schwer ist, wie man vielleicht glaubt, und diese in weitere Folge zu animieren, die internationale Fachkräftesuche zu etwas völlig Selbstverständlichem zu machen. Denn laut dem Fachkräfte-Radar der WKÖ sind heute im Handel 50% der Unternehmen stark oder sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen. Natürlich gibt es auch Firmen, die niemanden suchen – aber das Gros der Unternehmen hat ein Problem.” 

Weitere Details und Anmeldung zum Webinar: https://www.wko.at/oe/handel/elektro-einrichtungsfachhandel/fachkraeftesicherung-aus-dem-ausland

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