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Samstag, 27. April 2024
Claim-Rätsel am Sonntag IV

Voll ins Schwarze?

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 27.01.2019 | |  Archiv

Und wieder ist es soweit: Ich setzte meine Rätselreihe fort, in dem ich Ihnen ein Unternehmen und den dazugehörigen Claim vorstelle, ohne eines namentlich davon zu nennen. Wenn Sie wollen, können Sie mitraten, um welches Unternehmen und welchen Slogan es sich handelt. Den Claim, um den es dieses Mal geht, deuteten Sprachwissenschaftler seinerzeit als Zeichen für den fortschreitenden Sprachverfall.

(Bild: El-Fausto/ pixelio.de)

Im Jahr 1961 öffnete das Unternehmen in Köln erstmals seine Tore. Schon damals in den sechziger und siebziger Jahren beschrieb man sich als Pionier in bestimmten Sparten der Unterhaltungselektronik, zudem hätte man mit Discountpreisen Furore gemacht. Dies hätte Kundenströme aus weitem Umkreis gelockt und das Unternehmen zu einem der größten Deutschlands in seinem Bereich gemacht. Bald begann die Expansion nach Europa, der erste Schritt wurde dabei nach Österreich gesetzt.

Nach 1980 gab es den ersten Besitzerwechsel, nach 1990 den zweiten, in Form der Übernahme durch die Konkurrenz. Es kam zu einem Zusammenschluss und gesuchtes Unternehmen wurde nicht mehr eigenständig, sondern gemeinsam mit einer anderen Brand in Form einer Zwei-Marken-Strategie weitergeführt. Diese Strategie habe sich bis heute als „ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Unternehmensgruppe“ erwiesen, sagen die Betreiber. Ob das tatsächlich so ist, sei dahingestellt, denn eigentlich zieht sich gesuchte Marke, die sich im Laufe der Jahre in ganz Europa etabliert hatte, sukzessive aus den Ländern zurück. Aktuell ist sie nur mehr in drei europäischen Ländern (ua in Österreich) vertreten. Die Niederlassungen in allen anderen Ländern wurden größtenteils von der anderen Marke übernommen, von der mittlerweile übermächtigen „Schwester“.

Dennoch sprechen die Betreiber weiterhin von anhaltendem Erfolg. Man beschreibt sich als Bühne, als messeartige Plattform, als Vorreiter für Trends und Vorreiter im Bereich digitale Innovationen. Als einer der entscheidenden bzw. zugrunde liegenden Faktoren für den Erfolg, wird übrigens die „gesellschaftsrechtlich dezentrale Unternehmensorganisation“ genannt. Das war vielleicht früher so, aber heute in Zeiten der Digitalisierung, ist es bei genauerer Betrachtung ua. genau diese Dezentralität, die der Marke das Leben schwer macht. So schwer übrigens, dass Marktbeobachter von „einem langsamen Sterben“ der einst großen Brand reden. In den letzten Monaten ließ die Organisation hinter der gesuchten Marke auf Grund starker Turbulenzen, genauer gesagt wegen Gewinneinbrüchen und Personalrochaden auf höchster Ebene, immer wieder aufhorchen.

Trotz allem, macht es die gesuchte Marke ihren Mitbewerbern in der Branche schwer: auf Grund ihrer Größe und Stärke, die vor allem auf der Zusammengehörigkeit mit der mächtigen Zweitmarke basieren, hat sie großen Einfluss und der wird auch beinhart ausgenutzt.

Der Claim

Die gesuchte Marke hatte im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Claims und Werbesprüche, die laut Konzernangaben auch einen „erheblichen Anteil am anhaltenden Erfolg“ gehabt hätten. Einer dieser Slogans war tatsächlich legendär und schaffte es sogar als quasi geflügeltes Wort Einzug in die Alltagssprache zu halten. Wir suchen hier allerdings einen anderen Claim, einen der von 2013 bis 2017 getrommelt wurde und die „Begeisterung für Technik“ in den Vordergrund“ stellen sollte. Das polarisierte stark: Die einen fanden ihn toll und außergewöhnlich. Andere, nämlich die grammatikalisch versierten Leute, rätseln bis heute, was damit ausgesagt werden sollte. Manch einer meinte, es handle sich um gar keinen ganzen Satz, es sei viel mehr eine Nullaussage – „ein Luftloch der Kommunikation“, wie eine Zeitung so schön titelte. Der Claim wäre stilistisch an die neue Jugendsprache angepasst, der eine Mischung der Kulturen zugrunde liege. Damit würde der Sprachverfall unterstützt, kritisierten Linguisten, die prognostizierten, dass die deutsche Sprache über kurz oder lang den Bach runtergehen würde, wenn es so weiter geht. Derweilen im Vordergrund sprachwissenschaftliche Diskussionen stattfanden, rieb sich das Unternehmen im Hintergrund die Hände, denn mit dem neuen Claim angelte man sich eine neue Zielgruppe: die der technikaffinen Jugendlichen. So sehr der gesuchte Claim (wie sein Vorgänger) auch polarisierte, eines muss man neidlos zugestehen: Er hat werbetechnisch voll ins Schwarze getroffen.

Ein kleiner Hinweis zum Unternehmen bzw. zur Marke: Jahre lang gab es einen erbitterten Gesellschafterstreit, der jedoch jäh (Korr.) unterbrochen wurde, als einer der Beteiligten verstarb.

Ein kleiner Hinweis zum Claim: Man hat das Bedürfnis etwas hinzuzufügen.

 

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