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Freitag, 26. April 2024
„Extrembelastung für Beschäftigte – Aber kein Tarifvertrag“

Verdi ruft Streik am Prime Day aus

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 21.06.2021 | |  
ver.di bestreikt den Amazon-Prime Day an sieben deutschen Standorten. (Bild: Screenshot ver.di) ver.di bestreikt den Amazon-Prime Day an sieben deutschen Standorten. (Bild: Screenshot ver.di) Heute am 21. Juni und morgen am 22. Juni ist Amazon Prime Day mit tausenden Schnäppchenangeboten, wie es im Vorfeld hieß. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft „ver.di“ hat an sieben Standorten des Konzerns in Deutschland zur mehrtägigen Arbeitsniederlegung aufgerufen. Die Beschäftigten in den Versandzentren würden für die zusätzlich verschärfte Arbeitsbelastung keinen Cent mehr bekommen, klagt die Gewerkschaft in einer Aussendung an.

Am 21. und 22. Juni ist Amazons „Prime Day“ (elektro.at berichtete). Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat in diesem Zusammenhang an sieben Standorten des Konzerns in Deutschland zu mehrtägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die Streiks in Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld (2 Standorte), Koblenz und Graben haben laut Gewerkschaft in der Nacht zum Montag (21.6.) begonnen und werden bis einschließlich Mittwoch (23.6.) fortgesetzt. „Amazon setzt Millionen für die Werbung ein und macht an den Aktionstagen Milliardenumsätze. Den Kundenansturm müssen die Beschäftigten in den Versandzentren bewältigen und bekommen für die zusätzlich verschärfte Arbeitsbelastung keinen Cent mehr”, erklärte Orhan Akman, der bei ver.di für den Einzel- und Versandhandel verantwortlich ist. „Die Gewinne fließen allein in die Taschen des Konzerns und seiner Shareholder, während den Beschäftigten weiterhin eine tarifvertragliche Entlohnung sowie gute und gesunde Arbeitsbedingungen verwehrt werden.“

Die zuletzt angekündigte Erhöhung der Einstiegsgehälter auf 12 Euro/Stunde sei „zynisch und fern von Anerkennung und Respekt gegenüber den Beschäftigten durch den Konzern“, so Akman. „Amazon benimmt sich wie ein Gutsherr, der bei guter Laune und schlechtem Image mal ein paar Wohltaten für seine Tagelöhner übrig hat, die ansonsten aber seiner Willkür ausgeliefert sind“, so der Gewerkschafter und: „Nur der ver.di-Tarifvertrag bietet den Kollegen die Rechtssicherheit, dass ihre Einkommen nicht einseitig geändert werden können.“

Einseitige Lohnerhöhungen bei Amazon seien immer eine Reaktion auf die Streiks der Beschäftigten gewesen, wie ver.di sagt. Die Gewerkschaft fordert weiterhin die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie Verhandlungen über einen Tarifvertrag „Gute und gesunde Arbeit“. Zudem habe ver.di die Arbeitgeberverbände in der laufenden Tarifrunde aufgefordert, beim Arbeitsministerium gemeinsam die Allgemeinverbindlichkeit der ausgehandelten Tarifverträge zu beantragen.

„Die Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) bewirkt, dass ein Tarifvertrag nicht nur für tarifgebundene Mitglieder des abschließenden Arbeitgeberverbandes und der Gewerkschaft gilt, sondern für alle Unternehmen der Branche. Damit wären auch Unternehmen wie Amazon, die sich bisher der Tarifbindung entzogen haben, zur Anwendung der tarifvertraglichen Bestimmungen verpflichtet“, erklärt ver.di. Die Gewerkschaft hat die Bundesregierung übrigens aufgefordert, den Weg zu einer Allgemeinverbindlichkeit zu erleichtern.

Im Einzel- und Versandhandel laufen aktuell Tarifverhandlungen, wie die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft sagt. ver.di fordert unter anderem Lohnsteigerungen von 4,5% plus 45 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen die untersten Lohngruppen auf einen Stundenlohn von mindestens 12,50 Euro angehoben werden.

Mitarbeiter laufen weg

Wie Medien berichten und sich dabei auf einen Artikel der New York Times beziehen, laufen Amazon die Mitarbeiter so schnell weg, dass man mit der Nachbesetzung kaum nach komme. Zahlreiche der über 350.000 Arbeiter, die zwischen Juli und Oktober 2020 alleine in den USA angestellt wurden, seien „nur Tage oder Wochen“ geblieben. Bei den Stundenarbeitern liege die Fluktuationsrate bei unglaublichen 150%. Diese Tatsache lasse einige Amazon-Manager nun fürchten, dass man in den USA bald keine Angestellten mehr finden werde, wie die NYT berichtet.

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