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Samstag, 27. April 2024
Aus dem Gremium (Teil 12): Niederösterreich sucht die Nähe zum Händler

„Die Vielfalt ist groß”

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 01.12.2022 | |  
Landesgremial-GF Wolfgang Fuchs (links) und Obmann Rudolf Jursiktzky vertreten die Interessen der NÖ Elektrohändler. Landesgremial-GF Wolfgang Fuchs (links) und Obmann Rudolf Jursiktzky vertreten die Interessen der NÖ Elektrohändler. Niederösterreich ist nicht nur flächenmäßig das größte Bundesland Österreichs, sondern auch das mitgliederstärkste des Elektro- und Einrichtungsfachhandels – die meisten davon nach wie vor in den ländlichen Regionen als Nahversorger. Wie praktisch alle Sparten beklagen auch Landesgremial-GF Wolfgang Fuchs und Obmann Rudolf Jursiktzky den Lehrlingsrückgang und versuchen mit gezielten Aktivitäten das Image des Elektrohandels zu verbessern.

Mehr als 3.500 aktive Mitglieder verzeichnet das NÖ Landesgremium aktuell, davon über 1.900 im Elektrohandel. Eine beachtliche Anzahl, die sich auch als stabil erweist – getragen von den regionalen Nahversorgern und „Gemischtwarenhändlern”, begleitet jedoch von einem wachsenden „Bauchladen” an Spezialanbietern und Neo-Händlern, die sich beispielsweise mit Photovoltaik-Komponenten auf die aktuellen Marktgegebenheiten einstellen. „Da ist die Vielfalt groß”, berichtet Geschäftsführer Wolfgang Fuchs, der unterstützt von Assistentin Viktoria Schneider – der „guten Seele im Büro” – die Geschäftsstelle des Landesgremiums in St. Pölten leitet. Auf Funktionärsseite steht – mit Unterbrechungen – seit 25 Jahren Rudolf Jursitzky an der Spitze. Ein wichtiger Aspekt, wie Fuchs gleich zu Beginn des Gesprächs erläutert.

Wolfgang Fuchs: Diese Kontinuität ist natürlich ein Vorteil. Rudolf Jursitzky ist ein stabiler Faktor, den kennt in NÖ jeder – wenn es „draußen” ein Thema gibt, ruft man entweder in der Geschäftsstelle oder direkt bei ihm an. So wie die Gemeinden den Bürgermeister haben, hat der NÖ Elektrohandel den Rudolf Jursitzky!

Rudolf Jursitzky: Ohne Unterbrechungen und die Zusammenlegung der Gremien wäre die lange Obmannschaft aber nicht möglich gewesen. Und für die nächste Periode haben wir schon vorgesorgt, denn das geht bei mir dann aus Altersgründen nicht mehr. Ich hatte bzw. habe natürlich einen Vorteil aus meiner Tätigkeit als Sachverständiger, durch die ich bei der Aufarbeitung von Schadensfällen sehr viel herumgekommen bin – und die Zeit vor Ort nutze ich natürlich, um mit den Kollegen zu reden. Es war und ist wirklich schön, mit dem Team der Geschäftsstelle zu arbeiten – da funktionieren die Abläufe und man kann sich auf alles verlassen.

Das klingt sehr harmonisch – ist das in der Praxis wirklich so?

Fuchs: Wir arbeiten im Ausschuss tatsächlich sehr branchenorientiert, da geht‘s über die Fraktionsgrenzen hinweg um die Sache. Und wenn ein Vorschlag gut ist, wird er angenommen, egal von wem er kommt. Im politischen Tagesgeschäft ist das heute ja leider vielfach anders.

Jursitzky: Wobei ich schon anmerken möchte, dass wir mit der Zusammenlegung mit dem Einrichtungshandel noch immer nicht wirklich glücklich sind. Wir haben uns damit arrangiert, und es gibt natürlich Ausschüsse, wo Elektro- und Einrichterseite gemeinsam arbeiten – wir versuchen das Beste draus zu machen, aber so wie ursprünglich angedacht, dass sich die beiden Branchen weitgehend ergänzen würden, ist es nicht. Es gibt nach wie vor Grenzen, die auch immer wieder für Diskussionen sorgen, wie z.B. die entsprechenden Berechtigungen, um in gewisse Bereiche der Elektrotechnik hineinarbeiten zu dürfen.

Mit welche Themen und Herausforderungen ist man speziell in NÖ befasst?

Das NÖ Landesgremium partizipiert an der im Juli gestarteten Kampagne #ichkauflokal.

Jursitzky: Wir wollen den Händler fit machen für zukünftige Herausforderungen, wofür wir neben individuellen Beratungsgesprächen z.B. auch spezielle Workshops anbieten. Im Frühjahr gab es eine Veranstaltungsreihe mit Hannes Katzenbeisser, mit denen wir einen Schwerpunkt zum Thema Verkaufsberatung und Persönlichkeitsbildung gesetzt haben. Dafür haben wir Termine in vier Regionen gemacht, die alle am Abend stattgefunden haben – damit die Distanz nicht zu groß wird und keiner den Betrieb zusperren muss. So wollen wir gerade auch jene Mitglieder zu unseren Veranstaltungen bringen, die noch nichts in diese Richtung gemacht haben. Weiters bieten wir auch Seminare mit Manfred Missbach: Einerseits „Verschenkte Stunden”, das wir schon etliche Male gemacht haben und das immer ausgebucht war, andererseits „Wie sag ich‘s meinen Kunden?”, wo es u.a. um die Absicherung von Kundenbeziehungen sowie die Kommunikation schwieriger Themen geht.

Fuchs: „Image” ist ebenfalls ein wichtiges Thema: Um die Sichtbarkeit des Fachhandels zu erhöhen, gibt es ihm Rahmen einer Kooperation mit dem ORF seit mehreren Jahren eine Imagekampagne des Elektrofachhandels, wo wir zu Anlässen wie Olympia, Fußball-EM oder -WM, etc. Einkaufsgutschiene á 500 Euro sponsern, die auf Radio NÖ beim morgendlichen Quiz ausgespielt werden – immer mit Nennung des Elektrohandels und von Firmen, bei denen der Gutschein eingelöst werden kann. Zudem ist von der Sparte Handel im Juli die Kampagne #ichkauflokal gestartet (www.ich-kauf-lokal.at), die auf sympathische Weise – nicht mit dem Zeigefinger – den Konsumenten darauf aufmerksam machen will, dass es neben dem internationalen Online-Handel auch noch andere Shopping-Möglichkeiten gibt. Daran werden wir ebenfalls partizipieren. Darüber hinaus gibt es auch schon seit längerem unsere sog. „Wohnfühltipps”, wo von Ostern bis zum Sommer und ab September bis zu Weihnachten wöchentlich ein Beitrag gesendet wird, in dem ein regionaler Händler ein innovaties Thema oder eine Technologie vorstellt. Viele dieser mittlerweile über 200 Beiträge kann man auf www.wohnfuehlmacher.at nachhören.

Jursitzky: Gerade der Wohnfühlmacher ist aber auch ein Beispiel dafür, dass wir nicht alles so geschafft haben wie erhofft: Mit dieser Initiative waren wir nach der Zusammenlegung des Elektro- und des Einrichtungsfachhandels Vorreiter in NÖ und wollten das Ganze in weiterer Folge österreichweit ausrollen und auch mit einer TV-Kampagne begleiten – leider hat unser Vorhaben damals nicht die Zustimmung der anderen Bundesländer erhalten. Jetzt überlegen wir, wie und was wir in Zukunft machen, denn wir brauchen etwas Neues, richtig Gutes, damit unsere Botschaften ankommen.

Wie steht es um den Branchennachwuchs?

Jursitzky: Wie alle Branchen kämpfen auch wir mit dem Lehrlingsrückgang. Aber wir stehen mit den Berufsschulen in Waldegg und Theresienfeld in engem Kontakt und die beiden Direktorinnen sind auch bei uns im Ausschuss kooptiert. Außerdem kümmern wir uns um die zeitgemäße Ausstattung der beiden LBS. Wir bieten unseren Nachwuchskräften immer wieder Wettbewerbe, Webinare und Exkursionen – wie unlängst zu ServusTV – und schauen z.B. auch, dass auf der Plattform www.elektrohandelsprofi.at aktuelle Lerninhalte zur Verfügung stehen. All diese Aktivitäten werden federführend von meinem Stellvertreter Gerhard Schabschneider koordiniert, der auch auf Bundesebene mit dem Lehrlingsthema befasst ist.

Gibt es auch Kooperationen mit anderen Sparten oder Berufsgruppen?

Jursitzky: Eigentlich nicht, wir haben keine generelle Zusammenarbeit oder spartenübergreifende Veranstaltungen. Aber wenn es Probleme gibt, die auch angrenzende Gewerke betreffen, suchen wir natürlich das Gespräch.

Und wie läuft‘s in puncto Mitglieder-Kommunikation? Funktioniert diese?

Fuchs: Corona-bedingt war die Kommunikation in den letzten zwei Jahren ein wenig eingeschränkt und wie alle mussten wir uns auf Newsletter, Online-Konferenzen & Co. zurückziehen. Darunter hat das Persönliche natürlich gelitten, weshalb wir bewusst wieder raus zu den Händlern wollten – wie etwa mit dem Katzenbeisser-Seminar, mit dem wir gestartet sind sobald es möglich war.

Jursitzky: Schon vor Corona haben wir die Vorstandssitzungen, zu denen Wolfgang Fuchs, von den Einrichtern Josef Gloss und sein Stellvertreter sowie ich und mein Stellvertreter monatlich zusammenkommen, in die Bezirke verlegt und die Betriebe aus der Region zu Gesprächen eingeladen. Das wollen wir wieder machen, denn es ist ein wichtiges Signal, wenn die Mitglieder nicht weißgottwohin pilgern müssen, sondern wir zu ihnen kommen – und dementsprechend kommt da schon etwas zurück. Außerdem wollen wir im Herbst unsere Stammtische bzw. Netzwerktreffen reaktivieren, zu denen wir auch immer zwischen 15 und 50 Besucher begrüßen konnten.

Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation?

Fuchs: In einem Flächenland wie NÖ hat man immer mit der Schwierigkeit zu kämpfen, wo man eine Veranstaltung idealerweise abhält. Wir gehen daher aktiv hinaus und versuchen immer irgendwo präsent zu sein, gerade nach zwei Jahren Corona ist das wichtiger denn je. Im Grunde geht es ja darum, dass wir für unsere Mitglieder da sein müssen und für diese etwas machen. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf die – mit durchschnittlich 66 Euro jährlich – sehr günstige Grundumlage in NÖ verweisen, für die unsere Mitglieder im Gegenzug auf ein umfangreiches Serviceangebot zurückgreifen können, wie etwa Erstberatung in steuer- und arbeitsrechtlichen Fragen, Beratung rund um Pension, Firmenübergabe, Neugründung u.Ä., Aufklärung und Unterstützung durch die Geschäftsstelle und weitere Leistungen wie z.B. unsere Seminare und Weiterbildungen.

Jursitzky: Viele Händler kommen oft gar nicht auf die Idee, sich an die Experten der WKÖ zu wenden, wenn sie ein Problem haben. Dabei wäre es in einem solchen Fall am einfachsten, wenn man auf www.wko.at geht und den entsprechenden Suchbegriff eingibt oder direkt bei der Geschäfts- bzw. Bezirksstelle anruft. Alles können wir den Mitgliedern nicht vorab auf dem Silbertablett servieren – da ist schon auch eine gewisse Holschuld dabei.

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