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Donnerstag, 2. Mai 2024
Hintergrund-Kommentar E&W 1-2/2024

Böses Erwachen

Wolfgang Schalko | 11.02.2024 | Bilder | |  Meinung
Zahlen lügen bekanntlich nicht. Allerdings ist es in diesem Fall auch keine allzu schöne Geschichte, die sie erzählen: Die Rede ist von der Einzelhandelsbilanz 2023, die – je nach erhebendem Institut – mehr oder weniger schlecht ausfällt.

Laut der Einzelhandels-Bilanz 2023 der Statistik Austria ist der Jahresumsatz im Einzelhandel im vergangenen Jahr (gegenüber 2022) zwar nominell um 3,0% gestiegen, preisbereinigt jedoch um 3,4% gesunken. Einen wahren Umsatzeinbruch musste der Möbel- und Elektrohandel hinnehmen: Das Minus liegt bei 11,5%. Voll in diesem Trend lag leider auch das Weihnachtsgeschäft mit einem realen Minus von 3,9% im Vergleich zum Dezember 2022. Ähnliche Zahlen nannte der Handelsverband bei seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz: Gestützt auf Prognosen des WIFO hätten die heimischen Einzelhändler 2023 einen Umsatz von 75,3 Mrd. Euro erwirtschaftet, was ein inflationsbereinigtes Umsatzminus von 3,6% bedeutet – und im Elektrohandel sogar ein inflationsbereinigtes Minus von 7,8%. Selbst im E-Commerce steht ein sattes Minus von 7,5% zu Buche. Die Höhenflieger der Corona-Zeit sind damit, so scheint es, ziemlich unsanft wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

Da ist es – zumindest in der jetzigen Situation – auch nur wenig tröstlich, dass der „Konjunkturreport Einzelhandel” des WIFO im Auftrag des Handelsverbandes bei den österreichischen Einzelhandelsunternehmen ein optimistischeres Stimmungsbild zeichnet als bei unseren deutschen Nachbarn. Und ebenso, dass für 2024 und 2025 durch den Anstieg des real verfügbaren Haushaltseinkommens wieder eine etwas höhere Konsumnachfrage der privaten Haushalte erwartetet wird (+1,6% bzw. +2,0%). Der Handelsverband legte auch gleich einen umfassenden Forderungskatalog vor, der Maßnahmen wie eine Arbeitsmarktreform, Senkung der Lohnnebenkosten, Bürokratieabbau sowie faire Spielregeln für alle (insbesondere die großen, jüngst massiv aus China überschwappenden Online-Plattformen wie Temu) enthält. Angesichts der un- bzw. unterregulierten Konkurrenz aus dem Ausland und der überbordenden Gebührenlast im Inland – zu der Aktionen wie zuletzt jene der austromechana in Sachen Speichermedienvergütung das ihrige beitragen – darf, ja muss sich der Elektrohändler förmlich wie in einem Schraubstock fühlen. Keine sehr angenehmen Situation, zumal es daraus auf die Schnelle auch kein Entkommen zu geben scheint.

Noch etwas darf man als durchaus erschreckend werten: Im Schatten der Signa-Pleite haben alleine heuer bereits drei branchenbekannte Marken bzw. Unternehmen Insolvenz angemeldet: der Heizsystem-Hersteller Windhager, das Möbelhaus Interio sowie der Kabel-Spezialist Premium-Line KSI. Und das dürften nicht die letzten und einzigen Fälle sein, denn in der gesamten Branche ist derzeit – wieder einmal – von „Marktkonsolidierung” die Rede. Angesichts des schwierigen Umfelds und einer gewissen Post-Corona-Lethargie, in der sich manche noch befinden, kann ad hoc wie ich glaube nur eines wirklich helfen: (Pro-)Aktiver und kreativer Unternehmergeist. Das mentale Dahintümpeln kann nämlich ganz schnell fatal enden.

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