Folgestudie zum Energiesparen mit intelligenter Gebäudetechnik
In der Studie des IWI werden das jährlich notwendige und realistische Investitionsvolumen zur Hebung bestehender CO2-Einsparungspotenziale durch Gebäudeautomation in Österreich aufgezeigt und die sich damit ergebenden volkswirtschaftlichen Auswirkungen dargestellt. Digitale Gebäudetechnologien bzw. Gebäudeautomation sind ein weitgehend ungenutzter Hebel, wenn es um die Reduktion steigender Emissionen im Gebäudesektor geht. Nachdem im vergangenen Herbst eine AIT-Analyse die mögliche Energie- und CO2-Einsparung durch intelligente Gebäudetechnik aufgezeigt hat, schätzt daran anknüpfend eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts nun erstmals die gesamtwirtschaftlichen Effekte durch Investitionen in die Gebäudeautomation – und zeigt, dass eine potenzielle Förderung ein kosteneffektives und integratives Instrument für Klima- und Standortpolitik sein kann.Zur Erinnerung: Mehr als 20 Prozent an möglicher CO2-Einsparung durch intelligente Gebäudetechnik hatte die AIT-Studie aus dem Herbst 2022 zutage gefördert. Schon damals wurde eine Nachfolgestudie angekündigt, um den Return on Investment (ROI) konkret beziffern zu können. Die nun vorgelegte Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) liefert dazu als wichtigste Fakten:
- Investitionen in Gebäudeautomation ermöglichen kosteneffektiven Klimaschutz, insbesondere im Vergleich zu rein thermischer Sanierung. Förderschienen im Zusammenhang mit Gebäudeautomation ermöglichen zweieinhalb- bis dreifach höhere CO2-Einsparungen als Investitionen in rein thermische Sanierung.
- Investitionen in Gebäudeautomation ermöglichen gesamtwirtschaftlich rund eine Milliarde Euro an heimischer Produktion sowie 7.800 Arbeitsplätze. Eine Szenariobetrachtung zeigt: 100 Euro an Gebäudeautomation zuzuordnender Produktion stehen eine mittelbar erwirkte Brutto-Wirtschaftsleistung in der Höhe von 87 Euro im Rest der Wirtschaft gegenüber; 100 Beschäftigte sichern weitere 65 Arbeitsplätze ab. Bei proportionaler Erhöhung der derzeitigen Investitionen in Gebäudeautomation (312,6 Mio. Euro p.a.) könnten neben Produktion und Beschäftigung außerdem eine halbe Milliarde Euro Wertschöpfung sowie 192,9 Mio. Euro Fiskal- und Sozialbeiträge generiert werden.
- Eine potenzielle Förderung von Gebäudeautomation kann Klima, Wohlstand und Beschäftigung gleichermaßen schützen. Bei 14% Förderrate entsprechen 100 Mio. Euro an öffentlicher Unterstützung einem förderfähigen Volumen in Höhe von 714 Mio. Euro. Davon werden 147 Mio. Euro aufgrund der Förderung realisiert, welche als Impuls für zusätzlich 258 Mio. Euro gesamtwirtschaftliche Produktion, 1.800 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse sowie 64.000 zusätzlich eingesparte Tonnen CO2 stehen.
- Bei einer Förderung von Investitionen in Gebäudeautomation fließt beinahe die Hälfte des Förderbudgets über gesamtwirtschaftliche Wirkungseffekte wieder an das öffentliche Budget zurück. Im Szenario einer Verdopplung der Investitionen in Gebäudeautomation würde bei 14% Förderrate eine Brutto-Belastung des Budgets in Höhe von 87,5 Mio. Euro entstehen. Dem steht ein investitionsinitiiertes Steuer- und Sozialbeitragsaufkommen in Höhe von 39,8 Mio. Euro gegenüber. Fast die Hälfte der Fördermittel fließt also über Fiskal- und Sozialbeitragseffekte wieder an das öffentliche Budget zurück.
Studie „CO2 Einsparungspotenziale im Gebäudebereich” beleuchtet Verbesserungsmöglichkeiten
Bereits im September 2022 wurde die Studie „CO2 Einsparungspotenziale im Gebäudebereich“ veröffentlicht, die große Einsparungsmöglichkeiten aufzeigt, wenn bei den Sanierungen auf intelligente Gebäudetechnik gesetzt wird. Demnach sollten sowohl intelligente Regeltechnik, intelligente Beleuchtung sowie ein verbessertes Haus- und Gebäudemanagement Berücksichtigung finden. Beauftragt hatten diese Erhebung der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), der Österreichische Verband für Elektrotechnik (OVE), die Bundesinnung der der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker sowie das Bundesgremium des Elektro- und Einrichtungsfachhandels.
Nicht nur aufgrund der vorgegebenen Klimaziele, auch angesichts der aktuellen Energiepreise und der unsicheren Situation am Energiemarkt wird es immer wichtiger, die Energieeffizienz im Gebäudebereich genau unter die Lupe zu nehmen. Der österreichische Gebäudesektor ist einer der energieintensivsten Sektoren und birgt noch erhebliche CO2-Einsparungspotenziale.
Im Jahr 2020 hat der Gebäudesektor acht Millionen Tonnen CO2-Äquvivalent verursacht. Über drei Viertel der Bestandsgebäude in Österreich wurden vor 1990 gebaut und gelten laut Statistik Austria zu 60% aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig.
Einsparungspotenzial und Effizienzsteigerung durch Gebäudeautomation:
- Intelligente Gebäudetechnik vernetzt Technologie und Systeme und ermöglicht dadurch die optimale Nutzung von Energie.
- Am größten sind die Einsparungsmöglichkeiten im Bereich Heizung: Kommt hier eine effiziente Regelung in Zusammenwirken mit einer ganzheitlichen Gebäudeautomation zum Einsatz, so ergibt das bei einer Sanierungsrate von fünf Prozent ein Einsparungspotenzial von bis zu 85.000 Tonnen CO2.
- Deutliche Effizienzsteigerungen ergeben sich bei einer gesamtheitlichen energetischen Sanierung auch bei der Trinkwassererwärmung und Beleuchtung. Damit die vollen Einsparungspotenziale ausgeschöpft werden können, braucht es allerdings noch die richtigen politischen Signale.
Politische Maßnahmen gefordert
Aus der Studie ergibt sich eine Reihe von Empfehlungen an die politischen Entscheidungsträger. Derzeit werden bei den Förderungen nur rein thermische Aspekte der Sanierung berücksichtigt, das Fördersystem muss daher in Richtung ganzheitlicher energetischer Sanierungen adaptiert werden.
Mögliche Anforderungen an ein Förderdesign lauten:
- Ein Förderregime sollte aus mehreren Fördermaßnahmen bestehen, die auf unterschiedliche Gruppen einer heterogenen Gesamtheit abzielen.
- Eine mögliche Schichtung nach „Energieklassengewinn“ für Treffsicherheit und raschere THG-Reduktion ist im Ausgleich mit Breitenwirksamkeit zu überlegen.
- Technische Synergieeffekte sprechen für eine Verschränkung bestehender Förderungen mit einer verpflichtenden Implementierung von Gebäudeautomation statt Einzelförderungen.
- Verlagerung des administrativen Aufwands zu Unternehmen (bspw. Reparaturbonus) kann insb. für KMU zu erheblichem Mehraufwand führen.
- Die konkrete Adressierung von Technologien kann Planungssicherheit schaffen und Angebotswachstum beschleunigen; unter Beachtung potenzieller Technologie-Lock-ins.
- Der Blick auf internationale Good-Practices wie u.a. die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Deutschland bietet Referenzpunkte.
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